Dreizehnter Auftritt

[520] Kathi, dann Gluthammer.

Während dieser Szene wird es rückwärts, und in den Kulissen zugleich, sehr langsam Nacht.


KATHI allein. Weiß nicht – aber daß diese Frau einen Mann glücklich macht, das glaub' ich mein Lebtag nicht.

GLUTHAMMER zur großen Mitte links hereineilend. Kathi! – Kathi! – ich laß mir's nicht nehmen, ich hab' was gesehn.

KATHI. Wer will Ihm was nehmen? und was hat Er g'sehn?

GLUTHAMMER. Ich hab' von weitem was gesehn, was mich sehr nahe angeht, und das laß ich mir nicht nehmen.

KATHI. Er is ja ganz außer sich.[520]

GLUTHAMMER. Nit wahr? O ich hab' wie ein Wütender mit allen vieren um mich geschlagen; der dumme Anton hat mir den Hammer weggenommen.

KATHI. Das war recht g'scheit von ihm. Aber jetzt red' der Herr, über was is er denn wütend worden?

GLUTHAMMER. War nicht früher ein Frauenzimmer da?

KATHI. Grad in dem Augenblick is eine fortgegangen.

GLUTHAMMER. Jetzt schlag' die Kathi d' Händ übern Kopf z'samm, diese eine war in der Entfernung deutlich die Meine.

KATHI. Warum nit gar! es war ja die Braut vom gnädigen Herrn.

GLUTHAMMER. Kann's nicht glauben, der Anton hat mir offenbar einen falschen Namen g'sagt.

KATHI. Hier hat ein Herr mit ihr g'redt, und hat s' Mathilde Flink g'nennt.

GLUTHAMMER laut aufschreiend. Mathilde Flink! Flink! Mathilde! Sie is's, sie is's.

KATHI. Wer?

GLUTHAMMER außer sich. Meine Geraubte! Hier halt't man sie gefangen, die treue Seele! O Himmel –

KATHI. Die da war, hat sehr freundlich mit dem Herrn vom Haus diskriert.

GLUTHAMMER. Aha! das war, um den Räuber zu beschwichtigen. Mathilde! Zur List nimmst du die Zuflucht!? Geduld, Engel, ich komm' dir mit Gewalt zu Hilf!


Rennt wütend zur Tür des Speisesalons Mitte rechts.


KATHI erschrocken ihn zurückhaltend. Was will denn der Herr Gluthammer –!?

GLUTHAMMER grimmig. Sein Leben will ich, nix als sein Räuberleben. Is denn nirgends was in der Näh'? Mein Hab und Gut für einen Taschenfeidl! Eine Million für a halbe Portion Gift.

KATHI. Is Er rasend?

GLUTHAMMER. Ja rasend dumm, daß ich mich um ein Instrument alterier'; diese Fäust sind Dietrich genug, um einem die Pforten der Ewigkeit aufzusperren.[521]

KATHI. Was? Ich sag' Ihm's, meinem Herrn Göden laß ich nix geschehn!

GLUTHAMMER mit zunehmendem Ungestüm. Wo is er?

KATHI ängstlich. Er is – er is in Garten gangen.

GLUTHAMMER außer sich vor Grimm. Gut, dort will ich ihm zur Hochzeit gratulieren. Indem er wütend, während den folgenden Worten, alle Hiebe, Stiche, Stöße und Tritte pantomimisch ausdrückt. Glück, – Freud', – Gesundheit – lang's Leb'n – und alles Erdenkliche, was er sich selbst wünschen kann. Wart Räuber!! Rennt wütend durch die Mitte links ab.


Es ist mittlerweile etwas dunkel geworden.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 520-522.
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