Eilfter Auftritt

[62] Leim, gleich darauf Knieriem.


LEIM. Er halt's nicht aus, sagt er. Hätt' der Kerl alles bei mir, was sein Herz verlangt, er kann's aber nicht erwarten, bis er wieder draußen im Elend ist.

KNIERIEM sehr betrunken, kommt von außen ans Fenster. Bruder – mach die Tür auf.

LEIM. Da ist die Tür. – Nu, der hat schön aufgeladen, sieht der's Fenster für die Tür an.

KNIERIEM tritt ein. Kamerad – laß dich umarmen.

LEIM. Du hast schwer g'laden.

KNIERIEM. Bruder, gib mir die Hand.

LEIM. Na da – da ist meine Hand.

KNIERIEM. Einen Kuß – Bruder, meinst du's auch ehrlich mit mir? – Bru –

LEIM. Du bleibst bei mir solang du lebst, was willst denn mehr?

KNIERIEM. Du mußt es aber auch aufrichtig mit mir meinen, sonst geh' ich fort.


Wankt zur Türe.


LEIM ihn aufhaltend. Wo willst denn hin?

KNIERIEM. Ins Wirtshaus. Einen Brannt – wein muß ich haben.

LEIM setzt ihn auf den Stuhl. Da bleibst – da drin hast ein Schaffel Wasser, das kannst trinken. Versperrt die Türe. So – jetzt geh ins Wirtshaus, wenn du kannst.

KNIERIEM. Er hat mich eing'sperrt.

LEIM. Astronom, schau, daß bei dir einmal ein trockenes Viertel eingeht. Ab in die Seitentüre rechts.[62]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 62-63.
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