Siebenzehnter Auftritt

[65] Stellaris. Fortuna. Amorosa. Hilaris. Brillantine.


FORTUNA. Ich bin besiegt. Amorosa, ich erkenne deine Macht für höher, als die meine; du bist die Siegerin. Hilaris werde meiner Tochter Gemahl.


Sie fügt die Hände der Liebenden zusammen.


HILARIS Brillantinen umarmend. Ich bin überglücklich!

AMOROSA zu Stellaris. Mächtiger Herrscher! Auch die verirrten Söhne des Feenreichs habe ich auf den rechten Pfad zurückgeführt, und so ist Lumpazivagabundus gebannt auf immerdar.

STELLARIS. Nimm meinen Dank!

AMOROSA. Hab' ich ihn verdient, so überlasse mir die beiden lockern Gesellen, die du zu streng bestraft.

STELLARIS. Es sei.

AMOROSA. Wohlan, so folget mir, ich will sie euch durch meine Macht nun gebessert und glücklich zeigen.


Alle ab.


[65] Verwandlung.


Der Wolkenprospekt erhebt sich, man sieht im Hintergrunde in einer sich öffnenden etwas tieferen Wolkengruppe das Haus, welches Leim, Zwirn und Knieriem bewohnen. Zu ebener Erde ist die Tischlerwerkstatt, in welcher Leim mit den Gesellen ihre Arbeit beendigen. Leim zur Seite steht Peppi. Im ersten Stockwerk sieht man durch ein offenes Fenster Knieriem auf dem Dreifuß arbeiten, indem er dabei immer zärtlich nach einem ihm zur Seite stehenden jungen Weibe, in bürgerlicher Hauskleidung, blickt. – Bei dem andern Fenster des ersten Stockwerkes sieht man Zwirn, wie er mit großem Fleiße biegelt, und dazwischen immer ein neben ihm nähendes junges Weib umarmt. In beiden Zimmern sieht man mehrere Kinder.


KNIERIEM zu seinem Weibe. Ist das ein Glück, Weib! der Komet is ausblieb'n, d' Welt steht alleweil noch, und wir stehn mitten drauf mit unserer unsinnigen Familie.

ZWIRN ruft aus dem Fenster hinüber. Du, Knieriem, wir sein eing'laden beim Bruder Leim; bist bald fertig?

KNIERIEM. Den Augenblick; die Tischler machen eh gleich Feierabend unt.

ZWIRN. Ich muß nur noch mit der Meinigen die klein Kinder einschlafern.


Es schlägt 7 Uhr.


ALLE GESELLEN. Feierabend! Feierabend!

LEIM. Kommt's herunter, Kameraden! Nach vollbrachtem Tagwerk schmeckt ein'm der Feierabend, die Lustbarkeit geht los.

ALLE. Juheh!


Die Gesellen und Hausmädchen reihen sich zum Tanz. Knieriem und Zwirn mit ihren Weibern und Kindern kommen herab.


CHOR.

Jeder hat nun seine Arbeit getan,

Jetzt bricht ein fröhlicher Fei'rabend an;

Häuslich und arbeitsam – so nur allein

Kann man des Lebens sich dauernd erfreu'n.


Tanz beginnt. Unter passender Gruppe, und Beleuchtung mit griechischem Feuer, fällt der Vorhang.


Ende.

Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 65-66.
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