Siebenter Auftritt

[56] Peppi. Knieriem.

Peppi schenkt ihm Rosoglio in ein Gläschen und reicht es ihm.


KNIERIEM. Ich bitt', haben S' kein anders Glas?

PEPPI. Warum denn? das gehört ja zum Rosoli.

KNIERIEM. Ah nein – da seh' ich ein Stutzen. Nimmt ein großes[56] Glas vom Tisch. Bei die klein Gläser plagt man sich mit'n Einschenken z'viel.


Schenkt sich ein und trinkt.


PEPPI. Nun, mein lieber Freund! ich hoffe, daß Er von nun an ein beständiger Freund unsers Hauses sein wird. Er muß sich hier ansässig machen, muß Meister werden.

KNIERIEM. Meister soll ich werden?

PEPPI. Freilich. – Wie schmeckt der Likör?

KNIERIEM. Gut, recht gut. Aber eine Bitt' hätt' ich halt.

PEPPI. Was denn?

KNIERIEM. Wenn Sie mir einen Zwanziger schenken möchten, daß ich ins Branntweinhaus gehn könnt'.

PEPPI. Wozu denn das? Er bekommt ja bei uns alles viel besser.

KNIERIEM. Madam, das verstehn Sie nicht. Im Haus schmeckt einem der beste Trunk nicht; im Wirtshaus muß man sein, das ist der Genuß, da ist das schlechteste G'säuf ein Hautgout.

PEPPI gibt ihm Geld. Nun, da hat Er. Ich muß Ihm aber sagen, daß mich das recht verdrießt von Ihm.

KNIERIEM nimmt das Geld. Ich küß die Hand.

PEPPI. Er muß solid werden, Er muß sich bessern.

KNIERIEM. Nein, das tu' ich nicht. – Es ist nicht der Müh' wert wegen der kurzen Zeit. In ein Jahr kommt der Komet, nachher geht eh' die Welt z'grund.

PEPPI. Hör' Er auf mit solchen Albernheiten. – Ich weiß schon ein Mittel, Ihn auf andere Gedanken zu bringen: Er muß heiraten. Da ist z.B. die Witwe Leist, eine recht hübsche Frau, mit der bekommt Er gleich das G'werb.

KNIERIEM. Ich brauch' kein Weib und kein G'werb. Zu was soll ich mich noch plag'n im letzten Jahr? Es rentiert sich nicht mehr.

PEPPI. Mit Ihm ist nichts anzufangen, Er ist und bleibt ein Bruder Liederlich.

KNIERIEM. Madam, denken Sie an den Kometen –

PEPPI. Hör' Er auf mit sein dalketen Kometen. Im Abgehen für sich. Über den muß ich meinen Vater schicken, der bringt ihn doch noch zur Räson. Ab rechts.

KNIERIEM. Madam, der Komet –[57]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 56-58.
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