Fünfzehnter Auftritt

[433] Die Vorigen, ohne Gertrud.


WEINBERL lachend vom Stuhl aufstehend. Sehn Sie, jetzt sind wir gedeckt. Erfahrt im schlimmsten Fall der Prinzipal, daß 's G'wölb zug'sperrt war, so berufen wir uns auf seinen Befehl, den wir durch die Frau Gertrud erhalten haben.

CHRISTOPH. Dann glaubt er, die Alte is verruckt.

WEINBERL. Das verschlagt ihr nix, denn für g'scheit hat er s' so nie g'halten.

CHRISTOPH. Meiner Seel pfiffig ausspekuliert. No! Sie sind ja auch einmal Lehrjung g'west, von da haben Sie halt noch das G'wixte her.

WEINBERL. Richten Sie sich jetzt das Sonntagsg'wand, was zur Eleganz fehlt, Krawatel, Schmisel; Handschuh und Schnopftüchel werd' ich Ihnen leihen.

CHRISTOPH. Juchhe, das wird ein Jux wer'n morgen! Geht zur Mitte ab.


Man hört von außen Zangler räuspern und husten.


CHRISTOPH erschrocken zurückprallend. O Jegerl der Alte kommt.[433]

WEINBERL erschrocken. Der Herr Zangler – wann er mich in dem Aufzug sieht –

CHRISTOPH. Ich retirier' mich zu der Frau Gertrud hinein.

WEINBERL. Aber was tu' denn ich? Ich kann mich so weder vor der Frau Gertrud noch vor'n Herrn Zangler zeigen.

CHRISTOPH. Ich geh' zu der Frau Gertrud, ich riskier' nix, aber ich bin dabei.


Will zur Seitentüre rechts ab.


WEINBERL. Mir bleibt nix übrig – Löscht schnell das Licht am Tische rechts aus, und eilt hinter den Ofenschirm links im Hintergrunde.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 433-434.
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