Dritter Auftritt

[414] Die Vorigen, ohne Sonders.


ZANGLER sehr aufgebracht. Da hab'n wir's – jetzt weiß er – daß sie noch da is und wo sie hinkommt, ich wollt', die Frau Gertrud wär' –

GERTRUD. Was hab' ich denn getan?[414]

ZANGLER. Gar nix hat Sie getan, g'red't hat Sie. Das is das, was die Weiber immer tun und nie tun sollten. Zur Unzeit hat Sie g'redt. Man sollt' gar nicht glauben, daß so eine überreife Person so unzeitig reden könnt'.

GERTRUD. Ich hab' aber ja nicht gewußt –

ZANGLER. Daß das der Liebhaber von meiner Mündel is. Aber jetzt weiß Sie's, weiß, daß ich morgen in aller Fruh in die Stadt fahr', weiß, daß Sie jetzt mit hundertfacher Vorsicht über die Marie wachen muß; wo ist die Marie?

GERTRUD. Im Garten bei den Bienen.

ZANGLER. Da halt't sie sich immer auf, ich glaub' bloß deswegen, weil die Bienen schwärmen, soll sich ein Beispiel nehmen, das sind nur Tiere, und schwärmen auf eine so nützliche Weise, und Frauenzimmer, die sich einbilden, halbete Engeln zu sein, haben eine so hirnlose Schwärmerei in sich. Sie soll heraufgehen, es fangt an dunkel zu werden. Und der Herr Weinberl und der Christoph sollen auch heraufkommen, wenn sie 's G'wölb zug'sperrt hab'n. Und meine Schützenuniform bring' Sie mir herein, der Kasten wird offen sein.

GERTRUD. Gleich, Herr von Zangler, gleich. Zur Mitte ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 414-415.
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