Achter Auftritt

[493] Melchior allein, tritt mit Licht aus der Seitentüre rechts.


MELCHIOR. Da soll man Anstalten zur Hochzeit machen, die Wirtschafterin sperrt sich ein in ihr Zimmer, gibt mir gar kein Gehör, und schimpft so lang bis s' zum Schnarchen anfangt. Die Köchin hab ich g'funden, ah das Weibsbild hat gar einen klassischen Schlaf, ich muß sagen, das is mir noch nicht unterkommen. Wenn ich mein Kammerl wüßt', ging' ich auch schlafen. Ich könnt' mich zwar da in Herrn sein Bett legen, aber wer weiß, wär's ihm recht, 's tut's ja da im Armsessel auch. Man hört ein Geräusch im Hintergrunde. Was war denn das? – Ah, ich weiß schon – Nix wird's g'wesen sein. 's is völlig entrisch, allein wach sein in so ein verschlafnen Haus. Das Geräusch wiederholt sich.[493] Jetzt war's aber – ja es war was. Nach dem Hintergrunde zeigend. Von da unten hört man's herauf. Mensch oder Geist, was steht mir bevor? – Wenn es ein Mensch ist, o da bin ich ein Kerl, der Courag' hat, wann's aber a Geist – da wär's aus mit mir. – Geist is mir ein zu fremdartiges Wesen. Ängstlich herumsehend. Wo kann ich denn –? Aha – Läuft zum Fenster und setzt sich, während man von außen dumpfe Stimmen hört, schnell auf das Fensterbrettl, so daß ihn die herabhängenden Gardinen bedecken.


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Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 493-494.
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Einen Jux will er sich machen
Nestroys Werke in zwei Bänden. Erster Band: 1. Der böse Geist Lumpazivagabundos, 2. Weder Loorberen noch Bettelstab, 3.Die beiden Nachtwandler, 4. Einen Jux will er sich machen, 5. Der Zerissene (Bibliothek Deutscher Klassiker)
Einen Jux will er sich machen: Posse mit Gesang in 4 Aufzügen