Siebzehnter Auftritt


[367] Natzi; die Vorigen.


NATZI stürzt herein, er ist mit Blumen geschmückt. Der Gutsherr is da, Frau Mutter, der Gutsherr! Eulenspiegel springt verlegen auf, Cordula prallt zurück.

NATZI. O Jegerl, was is das? Ein Mühlknecht kniet vor der Frau Mutter –?!

CORDULA unwillig. Was stürmst du denn herein, als ob das Haus brennte?

NATZI. D' Frau Mutter is rot im G'sicht als wie ein Pipperhahn! Lacht tölpisch.

EULENSPIEGEL führt Cordula vor, nach einer Pause, im Tone des Vorwurfes. Das ist dein Sohn?

CORDULA mit gepreßter Stimme. Ich bin Witwe –!

EULENSPIEGEL. Ist schon über acht Jahr', der Knab' –?

CORDULA wie oben. Etwas –

EULENSPIEGEL. Ich hoffte dich als Mädchen zu finden.

CORDULA. Im Gegenteil!

EULENSPIEGEL wendet sich ab und verhüllt sich mit beiden Händen das Gesicht. O Cordulia! Warum hast du mir das getan!? Geht in die Seitentüre links ab.

NATZI. Der ist erst fünf Minuten im Dienst, was kann denn der schon ang'stellt haben, daß er sich niederkniet und d' Frau Mutter um Verzeihn bitt't?

CORDULA. Du bist ein Esel!

NATZI. Versteht sich! Der Vetter bedauert oft, daß ich keiner bin; denn er sagt, wenn ich einer wär', so wär' ich in der Mühl' ein nützliches Geschöpf.

CORDULA für sich. Wie soll ich den Aufruhr in meinem Innern verbergen?


Festliche Musik inner der Szene.[367]


NATZI. Der gnädige Herr kommt! Komm d' Frau Mutter, die Festivität fangt an. Er zieht sie mit sich fort. Sie wirft Küsse gegen die Türe, durch welche Eulenspiegel abging.


Verwandlung


Freier Platz vor dem Schlosse.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 367-368.
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