Fünfzehnter Auftritt


[385] Natzi, dann Heinrich.


NATZI. Jetzt muß ich da Schildwach' stehn. Die Lenerl und mich, uns drucken zwei verschiedene Schuh'. Sie mag nit heiraten und hat einen Bräutigam, und ich heiratet für mein Leben gern, aber bei mir brautet sich nichts. Soll denn gar kein solcher Gegenstand auf zutreiben sein? – Jetzt muß ich durchs Schlüsselloch schaun, was die Lenerl macht. Schaut durchs Schlüsselloch.

HEINRICH öffnet nach einer kleinen Pause das Faß und will heraus.

NATZI sieht sich bei dem Geräusch um und sieht Heinrich.

HEINRICH ohne Natzi zu bemerken. Alles ist fort. Vielleicht kann ich jetzt mit meinem Lenchen sprechen. Erblickt Natzi. Verdammt! Will ins Faß zurück.

NATZI. O Jegerl, das is der Jäger! Herr Vetter! Herr Vetter![385]

HEINRICH. Schweig, Bube, oder –

NATZI. Ich bin kein Bube, ich bin schon freigesprochen! Heda! Mörder! Dieb'! Straßenräuber! Mordbrenner! Feuer! Erdbeben! Wolkenbruch! Herr Vetter! Läuft schreiend zur Mitteltüre hinaus.

HEINRICH noch halb im Fasse. Verdammter Bub! Was fang' ich jetzt an?


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 385-386.
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