Sechster Auftritt


[411] Die Vorigen ohne Cordula.


HEINRICH. Aber, Euer Gnaden, wie soll ich denn das Ganze verstehn?

NELKENSTEIN. Wie du 's verstehen sollst? Ich wollte Lenchen für dich entführen lassen, und die dummen Bengels haben die Alte dafür genommen.

EULENSPIEGEL. Das war mein Werk.

NELKENSTEIN erstaunt. Was? Du hättest mir diesen Streich gespielt?

EULENSPIEGEL lachend. Hab' ich Euer Gnaden dran'kriegt?

HEINRICH. Du hättest –?

EULENSPIEGEL. Ich hab' gemacht, daß statt der Jungen die Alte zum Brunn' 'gangen is.

NELKENSTEIN. Ich dreh' dir den Hals um.

EULENSPIEGEL. Ich hab' ja meine Wett' g'winnen müssen.

HEINRICH. Durch diese Wette komm' ich um mein ganzes Lebensglück.

NELKENSTEIN zu Eulenspiegel. Du bist ein kecker Schlingel.

EULENSPIEGEL. Von was lebet ich denn, wenn ich nicht keck wär'?

NELKENSTEIN. Die Wette hast du aber noch nicht gewonnen, denn dein Anschlag ist auch mißglückt, wie mir Heinrich sagt. Jetzt schaffe Rat, das rat' ich dir, denn ich weiß nicht –

EULENSPIEGEL. Sie brauchen nichts zu wissen, Sie sein ein reicher Mann – Nachsinnend. aber ich bin ein armer Teufel, mir muß was einfallen – halt! Ich hab's! Eine Gewalttat –! Leihen mir Euer Gnaden alle Ihre Bedienten.

NELKENSTEIN. Wozu? Gewaltstreiche in meinem Territorio kann ich nicht zugeben.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 411-412.
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