Vierter Auftritt


[697] Frau von Frankenfrei. Ultra. Walpurga. Adele. Babette. Kathi.


FRAU VON FRANKENFREI zu Ultra. Meinen Dank zur gelegenern Zeit, jetzt –

ULTRA. Jetzt handelt sich's, wenn auch nur um ein Krähwinkler – doch um ein Völkerglück, und ich fürchte, ich fürchte, Krähwinkel is nicht Wien, nicht Paris, nicht Berlin. Werden sie hier die nötige Ausdauer haben? – und dann is noch ein Übelstand –

FRAU VON FRANKENFREI. Welcher? –

ULTRA. Krähwinkel hat keine Studenten.

FRAU VON FRANKENFREI. Da könnte ich vielleicht Rat schaffen –

ULTRA mit einem Anflug von Eifersucht. So? –

ADELE. Ach, das wär' schön! –

BABETTE. Im Ernst?

KATHI. Ah, nur Studenten!

ULTRA. So angenehm mir das als Patriot ist, so unangenehm ist es mir als Anbeter.

FRAU VON FRANKENFREI. Besorgen Sie nichts. Zu den Mädchen. Bleiben Sie hier, bis ich Ihnen meinen Plan mitgeteilt.

ULTRA. Und was ist meine Aufgabe?

FRAU VON FRANKENFREI. Eine höchst wichtige. Sie müssen es durch List dahin zu bringen suchen, daß der Bürgermeister mit dem auf Nachmittag angedrohten Überfall bis zum Abend zögert.[697]

ULTRA. Es ist Ihr Befehl, und die Liebe muß ex officio Wunder wirken.

FRAU VON FRANKENFREI. Die Liebe, sagen Sie?

ULTRA. No freilich, was denn sonst? An Ihnen zeigt sich neuerdings der große Unterschied zwischen den indischen und europäischen Witwen. Die indischen verbrennen sich selbst, und die europäischen setzen andere Leut' in Feuer und Flammen. Geht rasch zur Mitte ab. Frau von Frankenfrei und die Mädchen zur Seite links.


Verwandlung.

Platz in Krähwinkel, im Hintergrunde links das Ligurianer-Kloster.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 697-698.
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Freiheit in Krähwinkel: Posse mit Gesang in 2 Abtheilungen und 3 Akten / von J. Nestroy (German Edition)