Vierundzwanzigster Auftritt


[678] Klaus. Bürgermeister.


KLAUS hereinstürzend. An wie viel Ecken brennt's denn?

BÜRGERMEISTER. Nirgends, aber ich halt es nicht aus! die Träume werden immer schrecklicher, beängstigender –

KLAUS. Doch nicht wieder etwa von Freiheit?

BÜRGERMEISTER. Von was denn sonst? Es wird immer ärger, ich schlafe von nun an gar nicht mehr.[678]

KLAUS. Wär' nicht übel! Nein, nein, mir fallt ein Mittel ein. Um diese Freiheitsvisionen loszuwerden, legen sich Euer Herrlichkeit was Schwarzgelbes unter'n Kopf, da kommen gleich andere Traumbilder.

BÜRGERMEISTER. Ja, wo nehm' ich jetzt was Schwarzgelbes her?

KLAUS. Da haben Eure Herrlichkeit die Wiener Zeitung. Zieht ein Blatt Zeitung aus der Tasche und legt es auf die Kopfseite des Kanapees. So – und setzen wir den Fall, es kommt in Krähwinkel zu etwas –

BÜRGERMEISTER. Das wär' schauderhaft –

KLAUS. Nein, ich kenn' die Krähwinkler, man muß sie austoben lassen, is der Raptus vorbei, dann werden s' dasig, und wir fangen s' mit der Hand; da woll'n wir's hernach recht zwicken das Volk. Links ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 678-679.
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Freiheit in Krähwinkel
Freiheit in Krähwinkel
Freiheit in Krähwinkel: Posse mit Gesang in 2 Abtheilungen und 3 Akten / von J. Nestroy (German Edition)