Elfte Szene


[723] Assad. Die Vorigen.


ASSAD. Was steht ihr da ohne Waffen, was is das?

HOSEA. Waffen, zu was Waffen?

ASSAD. Alles muß sich bewaffnen, die ganze Bürgerschaft von Bethulien wird geteilt in zwei Glieder, ins erste Glied kommt der Besitz, ins zweite die Intelligenz. Mir hab'n s' eing'schrieben als Korporal, jetzt geh' ich mir kaufen ein Sabel.

AMMON. Assad, du wirst opfern dein Leben, laß ab von der Kämpferei!

ASSAD. Wer sagt denn, daß werd' ich kämpfen? Der Sabl gehört zum Exerzieren.

HOSEA. Exerzieren, und versäumen die Börs'? Schreckliche Zeiten, daß hab' ich müssen das erleben.

ASSAD. Ohne Ausnahm, exerzieren muß all's; sonst läuft einer dahin, der andere dorthin, so aber wenn wird kommen die Hungersnot, dann verhungert die eine Kolonne halb links, die andere halb rechts.

AMMON. Mir fangt an zu kommen die Angst.

HOSEA. Mir auch. Ich werd' mir streuen Asche auf das Haupt, und mich stecken in einen Sack.

ASSAD. Zu was? Exerzieren is noch 's G'scheiteste.

HOSEA. Da kommt der Hohepriester Jojakim.

AMMON. Der wird doch haben Trost für einen frommen Hebräer.[723]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 723-724.
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