Fünfzehnter Auftritt

[486] Johann, Fanny treten links ein.


FANNY. Mein Fräulein kann sich also verlassen auf dich?

JOHANN. Zehn beigefügte Dukaten haben ihr mündliches Bittgesuch in meinem Herzen introduziert und daselbst demselben eine freundliche Aufnahme verschafft.

FANNY. Du kennst nichts als Geld und immer Geld! Ich tu' für mein Fräulein alles gern umsonst.

JOHANN. Ich nicht.

FANNY. Ich könnt' das Leben lassen für sie.

JOHANN. Ich nicht. Mir ist mein Leben lieber als das Leben einer unbegrenzten Anzahl von Fräulein.

FANNY. Du bist ein herzloser Mann!

JOHANN. Und du ein geldloses Mädel.

FANNY. Du hast deine Sprache gegen mich sehr verändert seit einiger Zeit. Vom Geld hast du nichts gesagt, wie du mich hast kennengelernt.

JOHANN. Weil ich dich damals für eine pfiffige Soubrette gehalten hab', von der ich hoffte, sie wird sich Vermögen und durch Vermögensumstände meiner würdig machen.

FANNY. Mit andern Worten also, du kündest mir, weil ich nichts hab', Lieb' und versprochene Heirat auf?

JOHANN kalt. Es hat den Anschein.

FANNY. Das ist schändlich von dir![487]

JOHANN. Aber g'scheit!

FANNY. Du bist nicht wert, daß ich – Weinerlich. mich ärgert's nur, daß ich weinen muß.

JOHANN. Hm! Weinen ist sehr gesund für ein Frauenzimmer, es erleichtert die Brustbeklemmungen, mildert den Herzkrampf und befördert den Fortgang der Strauken.

FANNY. Du bist ein Unmensch! Geht weinend ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 486-488.
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