Einunddreißigster Auftritt

[546] Die Vorigen; Adolf, dann Zins.


ADOLF rasch aus links. Wo ist –? Erblickt die Anwesenden und bleibt betroffen stehen. Was seh' ich?

GOLDFUCHS ihn scharf messend. Einen ruinierten Mann, nach dessen gestern noch reicher Tochter Sie eigennützig Ihre Liebesnetze ausgeworfen.

ADOLF. Sie tun mir Unrecht. Meine Liebe zu Emilien ist wahr und rein.


Zins tritt in diesem Augenblicke aus links ein und bleibt, von den Anwesenden ungesehen, im Hintergrunde stehen.


ADOLF fährt, ohne sich zu unterbrechen, fort. Wohl mir, daß ich so leicht Sie davon überzeugen kann. Ich habe eben von Ihrem Unglück gehört, doch wissen Sie, weit mehr, als Ihnen des Glückes Laune nehmen konnte, hat sie mir gegeben. Mein Vater lebt in Indien, heute empfing ich die Kunde, ich bin der Erbe eines ungemessenen Reichtums. – Emilie liebte mich, als ich arm war, jetzt ist sie arm, nun leg' ich alles, was ich habe, freudig zu ihren Füßen. – Darf ich sie die Meine nennen?

GOLDFUCHS im größten Staunen, will antworten, erblickt Zins und wendet sich unwillig zu diesem. Was suchen Sie hier?[547]

ZINS auf Adolf zeigend. Den such' ich.

ADOLF zu ihm. Mit Ihnen hab' ich nichts zu schaffen.

ZINS. Aber ich mit dir, weil ich dein Herr Onkel bin. Hast du denn die Schrift nicht gelesen, die ich da gefunden hab'? Zieht die Schrift hervor. Christoph Zins heißt dein Vater! Er lebt! Mein Bruder! Mein Christoph! Du bist sein Sohn! Komm her zu mir!

ADOLF freudig überrascht in die Schrift sehend. Wär's möglich?

ZINS. Freilich is es so, sonst tät' ich dich nicht umarmen, du Nebenbuhler, du! Geh her! Umarmt ihn.

GOLDFUCHS. Ich staune –

ZINS. Ich hab' wohl selbst Zu Emilien. heiratslustige Absichten g'habt. Na, das ist jetzt alles anders; ich bleib' ledig und du, Bursch, wirst mein Universalerbe. Zu Goldfuchs. Nun, was glauben S' jetzt? Was tun wir mit die zwei Leuteln?


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 546-548.
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