Dreizehntes Buch.

[56] Inhalt: Streit um Achi'lles Waffen. A'jax' Tod. He'kuba (Poly'xena). Memnoni'den. Äne'as auf De'los (A'nius Töchter; Ori'ons Töchter). Fahrt des Äneas (Kra'galeus; Mu'nichos). A'cis und Galate'a. Glaukus.


Als sich die Fürsten gesetzt und das Volk im Kreise umherstand,

Tritt vor ihnen der Held mit dem siebenschichtigen Schilde,

Ajax, auf und des Zorns unmächtig, das finstere Auge

Auf den sigä'ischen Strand und die Flott' am Strande gerichtet,

Streckt er die Händ' und spricht: »O Ju'piter, hier an den Schiffen

Suchen wir Recht; und mir darf gleich sich stellen Uli'xes!

Aber er zauderte nicht, vor He'ktors Flammen zu weichen,

Die ich wehrend bestand, die ich von der Flotte zurücktrieb.

Sicherer mag's wohl sein, mit gekünstelten Worten zu streiten,

Als mit der Faust. Doch ich bin ebensowenig zur Rede

Tüchtig, wie er zur That; so stark ich bin in der Fehde

Und im Getümmel der Schlacht, so stark ist dieser im Schwatzen.

Thaten, die ich vollbracht, euch herzuzählen, Pela'sger,

Brauch' ich nicht; ihr habt sie gesehn. Er nenne die seinen,

Die er vor Zeugen verbirgt, die nur mitwissende Nacht sieht.[57]

Freilich ist groß der geforderte Lohn, doch solch ein Bewerber

Schmälert den Wert. Stolz macht es den Ajax nicht, zu erhalten,

Wär' es auch noch so groß, worauf schon hoffte Uli'xes.

Längst hat dieser den Preis sich erworben in unserem Wettstreit,

Da, ob immer besiegt, mein Gegner im Streit er genannt wird.

Ich, wenn rüstige Kraft bei mir auch würde bezweifelt,

Wäre voraus durch edle Geburt, da mich Te'lamon zeugte,

Der den trojanischen Wall mit dem streitbaren Hercules stürmte

Und mit paga'sischem Kiel anfuhr an die kolchische Küste.

Jener ist Ä'akus' Sohn, der unten den Schweigenden Recht spricht,

Wo der gewichtige Stein den äo'lischen Si'syphus abmüht.

Äakus wird als Sohn vom erhabenen Jupiter selber

Willig erkannt. So stammt als dritter von Jupiter A'jax.

Doch mir sollen im Zwist nicht nützen die Ahnen, Achi'ver,

Wenn sie gemeinsam nicht mir sind mit dem großen Achilles.

Mir war Bruder der Held; mein brüderlich Erbe verlang' ich.

Was will Sisyphus' Sohn, ihm gleich an Ränken und Arglist,

Namen von fremdem Geschlecht einschieben den Äaci'den?

Weil ich, von keinem entlarvt, vor ihm zu den Waffen geeilt bin,

Würden mir Waffen versagt und sollt' ihm werden der Vorzug,[58]

Der sie am letzten ergriff und sich mit geheucheltem Wahnsinn

Wehrete gegen den Zug, bis daß sinnreicher als jener,

Doch sich minder zu nutz, den Betrug des verzagten Gemütes

Nau'plius' Sohn kundthat und ihn zog zu gemiedenen Waffen?

Er, der keine gewollt, er sollte die besten gewinnen,

Aber um Ehre verkürzt und beraubet des Gutes vom Vetter

Sollt' ich sein, der gleich zu den ersten Gefahren sich stellte?

Daß wahr oder geglaubt doch wäre gewesen der Wahnsinn,

Daß er zur phrygischen Burg mit uns nie wäre gekommen,

Der nur Frev'liges riet! Du wärst, pöa'ntischer Sprößling,

Nie uns allen zur Schmach auf Lemnos verlassen geblieben,

Wo du jetzt, wie es heißt, in den Höhlen der Wälder verborgen,

Steine durch Stöhnen bewegst und fluchest dem Sohn des Laertes,

Wie er verdient, und umsonst nicht fluchst, wenn Götter im Himmel.

Er, der früher mit uns zu den nämlichen Waffen geschworen,

Der zu den Edelen zählt, dem seine Geschosse zum Erbteil

Hercules gab, nun, ach, durch Hunger gebrochen und Krankheit,

Kleidet und nährt er von Vögeln sich nur und verwendet die Pfeile,

Deren zu Troja's Fall wir bedürfen, zur Jagd auf Geflügel.

Aber er lebt doch noch, weil nicht mit Uli'xes er abfuhr.

Gern auch wäre zurück Palame'des gelassen, der Arme –

(Jetzt noch wär' er am Leben; wo nicht, doch ehrlich gestorben –)

Dem er, allzugedenk des leider enthülleten Wahnsinns,

Unserer Sache Verrat andichtete und der Erdichtung

Glauben erwarb, da Gold, von ihm selber vergraben, er zeigte.

Also Kräfte benahm er entweder durch Bann den Achivern[59]

Oder durch Mord. So kämpft, so ist zu fürchten Ulixes.

Wenn der auch obsiegt in der Rede dem biederen Nestor,

Redet er mir nicht ein, kein Schimpf sei's, daß er den Nestor

Ließ in der Not, der, als er, gehemmt durch die Wunde des Rosses

Und von dem Alter geschwächt, zum Beistand rief den Ulixes,

Wurde verraten vom Freund. Daß nicht die Beschuldigung unwahr,

Weiß wohl Tydeus' Sohn, der ihn oft bei Namen gerufen

Laut ausschalt und die Flucht vorrückte dem bangen Gefährten.

Menschliches Thun sehn stets mit Gerechtigkeit oben die Götter.

Beistand, siehe, bedarf, der keinen gebracht, und verlassen

Stand er, wie er verließ: sein Urteil sprach er sich selber.

Hilfe der Freunde verlangt sein Ruf; nah' bin ich und seh' ihn

Zitternd und blaß vor Furcht und bang vor drohendem Tode.

Vor ihn stemmt' ich den Schild zum Damm, und den Liegenden deckend

Rettet' ich – ärmlicher Ruhm! – das gefährdete Leben dem Schwächling.

Hast du zu streiten Gelüst, laß dorthin wieder uns gehen,

Stelle den Feind und dich mit der Wund' und gewohnter Verzagtheit,

Ducke dich hinter den Schild, und mit mir dann wage zu hadern!

Wie ich ihn aber befreit, dem Kraft zum Stehen die Wunde

Raubete, lief er davon, mit nichten gehemmt von der Wunde.

Hektor ist nah und führt mit sich ins Treffen die Götter,

Und es erfaßt, wo er stürmt, nicht dich bloß Grausen, Ulixes,

Sondern die Tapferen auch: so schreitet mit ihm das Entsetzen.[60]

Ihn hab' ich, wie er stolz sich freute des blutigen Mordes,

Rücklings niedergestreckt in der Nähe mit wuchtigem Feldstein.

Ihm hielt ich allein, wie er einen gefordert zum Zweikampf,

Wackeren Stand. Mein Los erflehtet ihr sehnlich, Achiver,

Und das Gebet fand glücklich Gehör. Und wollt ihr den Ausgang

Wissen von unserem Kampf: nicht bin ich bezwungen von Hektor.

Siehe, mit Jupiter dräuen die Tro'er der Da'naerflotte,

Drängend mit Feuer und Schwert: wo war der beredte Uli'xes?

Ich nur hielt mit der Brust der Heimkehr Hoffnung, die tausend

Schiffe gedeckt: gebt mir für alle die Schiffe die Waffen!

Ist mir zu sagen vergönnt, was wahr ist: ihnen entstehet

Größere Ehr', als mir; ihr Ruhm stimmt ganz zu dem meinen.

Ajax wird für die Waffen verlangt, nicht Waffen für Ajax.

Stelle den Rhe'sus dafür der I'thaker, Do'lon den Schwächling,

He'lenus, Pri'amus' Sohn, den er fing, und der Pa'llas Entwendung.

Nichts vollbracht' er am Tag, nichts, wo fern war Diomedes.

Wollt ihr verleihn einmal solch schwachen Verdiensten die Waffen,

Teilt sie, und mög' empfahn den größeren Teil Diomedes.

Doch was sollten sie auch für den Ithaker, der im geheimen

Wehrlos schleicht und tückisch berückt unachtsame Feinde?

Leicht ja könnte der Glanz des von Gold hellstrahlenden Helmes

Selber verraten die List und deutlich den Lauerer zeigen.

Aber so drückende Last trägt unter dem Helm des Achilles

Nicht das duli'chische Haupt, noch kann unkrieg'rischen Armen

Anders sein, als schwer und gewichtig, die pe'lische Lanze.

Noch ist der Schild, drauf steht vom Meißel gebildet das Weltall,[61]

Je für die Linke bequem, die feige zur Tücke geschaffen.

Was, Schamloser, verlangst du ein Gut, das Kraft dir benähme?

Wenn das irriger Wahn des achivischen Volkes dir zuspricht,

Lockt es zur Plünderung wohl, nicht schlägt es mit Schrecken die Feinde,

Und in der Flucht, worin du allein dich vor allen hervorthust,

Feigling, hindert es dich, so lastende Bürde zu schleppen.

Dazu nimm, daß da dein Schild, der selten Gefechte

Ausstand, ganz noch ist, doch unserem, der von Geschossen

Schrammen zu tausenden zeigt, zum Ersatz ein anderer not thut.

Kurz, wozu viel Worte denn noch? That gebe den Ausschlag!

Werft in den dichtesten Feind die Waffen des streitbaren Helden,

Heißt sie holen von da und schmückt mit Gebrachtem den Bringer!«

So sprach Te'lamons Sohn und schwieg, und dem Ende der Rede

Folgte Gemurmel des Volks, bis daß der Laertische Heros

Nun auftrat und die kurz am Boden verweilenden Augen

Gegen die Fürsten erhob und den Mund zu erwartenden Lauten

Öffnete. Lieblicher Fluß fehlt nicht den geordneten Worten:

»Hätte Gewähr mein Wunsch mit dem euren gefunden, Pelasger,

Waltete nimmer ein Streit, wer erbe den herrlichen Wettpreis:

Dein dann wäre die Wehr wie sonst, du unser, Achilles.

Weil mir aber und euch das erbarmungslose Verhängnis

Jenen versagt«, – und er that, als ob er die thränenden Augen

Trocknete, – »wer mit Fug darf folgen dem großen Achilles,

Als wer dem Da'naerheer ließ folgen den großen Achilles?

Sei's sein Nutzen nur nicht, daß er roh, wie er ist, sich erweiset;

Sei mein Schade nur nicht der Verstand, der immer, Achiver,

Euch so förderlich war, und der Rede Geschick, wenn es mein ist,

Das für den Sprechenden jetzt, für euch zum öfteren wirkte,

Bleibe verschont vom Neid, und keiner verleugne sein Gutes!«

Ahnen und edles Geschlecht und was nicht selbst wir erworben,

Nenn' ich das unsrige kaum. Doch da sich von Jupiter Ajax

Rühmt Urenkel zu sein: auch unserem Blut ist Begründer

Jupiter; uns auch trennen von ihm gleichviele der Stufen.[62]

Denn mich hat Laertes gezeugt, Arce'sius diesen,

Ju'piter den, und verdammt ist keiner davon und verwiesen.

Auch der Kylle'nier ist von der Mutter als anderer Adel

Uns zu jenem gebracht. Vom Gott sind beide Erzeuger.

Doch nicht, weil das Geschlecht mir edler von seiten der Mutter,

Noch weil rein sich erhielt vom Blute des Bruders der Vater,

Heisch' ich die Waffen von euch; nach Verdienst abwäget die Sache!

Nur darf nicht ein Verdienst, daß Telamon Bruder des Peleus

War, für den Ajax sein; nicht komme die Folge der Sippschaft,

Sondern der männliche Wert in Betracht bei der rühmlichen Beute.

Sonst, wenn Bande des Bluts und der nächste der Erben gesucht wird,

Ist ja Py'rrhus, der Sohn, ist Pe'leus da, sein Erzeuger.

Wo ist Ajax' Recht? Nach Phthi'a bringt sie, nach Sky'ros!

Auch gleich nahe, wie er, ist Teu'cer verwandt dem Achilles.

Aber verlangt, und wenn er verlangte, bekäm' er die Waffen?

Weil demnach um Thaten allein stattfindet der Wettstreit:

Mehr zwar hab' ich gethan, als daß es in Worte zu fassen

Leicht mir fiele sogleich; doch soll Zeitfolge mich leiten.

Ahnend den künftigen Tod, birgt schlau die Nere'ische Mutter[63]

Unter Verkleidung den Sohn, und allen, darunter dem Ajax,

Hatte das Auge getäuscht der Betrug des genommenen Anzugs.

Ich that, männlichen Mut zu erregen, zu Weibergeräten

Waffen hinzu, und wie Schild und Lanze der He'ros ergriffen,

Der sein Mädchengewand noch nicht beiseite geworfen,

Sprach ich: »Thetis' Sohn, dein harrt, auf daß es verderbe,

Pe'rgamus, und du verziehst, die gewaltige Troja zu tilgen?«

Mir aneignend entsandt' ich zu tapferen Thaten den Tapfern.

Drum, was jener gethan, that ich. Ich streckte den Gegner

Te'lephus hin mit dem Speer; den Besiegten und Flehenden heilt' ich.

Thebä's Fall auch danket ihr mir; daß Le'sbos und Skyros,

Te'nedos, Ki'lla erlag und Chry'se, die Städte Apo'llo's,

Denket, es sei mein Werk; mein Arm, so möget ihr glauben,

Warf in Trümmer und Schutt die zerstörten lyrne'sischen Mauern.

Ich gab, anderer nicht zu gedenken, dem streitbaren Hektor

Würdigen Feind; durch mich liegt tot der gefeierte Hektor.

Für die Waffen, womit ich entdeckt den Achilles, begehr' ich

Diese: dem Lebenden gab ich, vom Toten verlang' ich sie wieder.

Wie von des einzelnen Schmerz durchdrungen die Da'naer alle

Und von der Schiffe Verein die eubö'ische Au'lis erfüllt war,

Wehete, lange gehofft und ersehnt, kein oder der Flotte

Feindlicher Wind, und es hieß hartfallender Spruch Agamemnon

Sein unschuldiges Kind hinschlachten der strengen Dia'na.

Aber der Vater versagt es und grollt mit den Himmlischen selber,

Und der Erzeuger besteht mit dem Könige. Zu dem Gesamtwohl

Wendete ich durch Worte den Sinn des liebenden Vaters.

Schwer – ich muß es gestehn, und verzeihe mir das der Atride! –[64]

War's, darinnen zu Recht vor beteiligtem Richter zu stehen.

Doch mit dem Besten des Volks und dem Bruder be stimmt ihn die Würde,

Welche das Scepter ihm gab, sich Ruhm zu erkaufen mit Blute.

Mich dann heißt zu der Mutter man gehn, wo nicht die Ermahnung,

Sondern die List nur half. Ging Te'lamons Sohn mit dem Auftrag,

Jetzt noch harreten wohl auf günstige Winde die Segel.

Auch zu der i'lischen Burg als mutiger Sprecher gesendet

Ging ich und sah und besuchte den Rat der stattlichen Tro'ja.

Voll noch war von Männern das Haus. Dort führt' ich die Sache

Furchtlos, die mir vertraut die Gesamtheit griechischer Stämme.

Pa'ris zeih' ich der Schuld, und den Raub samt He'lena fordr' ich.

Pri'amus hört mich bewegt und Priamus' Schwager Ante'nor;

Paris jedoch und die Brüder mit ihm und die Helfer des Raubes

Hielten mit Mühe – du weißt, Menela'us – die frev'ligen Hände.

Der Tag einte zuerst mit den deinigen unsre Gefahren.

Säumnis wär's zu lang, wenn ich meldete, was ich zum Nutzen

Schaffte mit Rat und That in den Jahren des dauernden Krieges.

Lang erst hielt sich der Feind nach den ersten Gefechten geborgen

Hinter den Mauern der Stadt, und es bot sich keine Entscheidung

Offener Schlacht, bis Kampf uns brachte das zehnte der Jahre.

Was ist indes dein Thun, der nichts du kennest als Treffen?

Womit hast du genützt? Denn fragst du nach meinem Beginnen:

»Listig verlock' ich den Feind, umgebe die Gräben mit Schanzen,

Rede den Unsrigen zu, daß jeder, sich ruhig geduldend,

Trage den lästigen Krieg; ich lehre sie, wie zu ernähren,[65]

Wie zu bewaffnen das Heer; wo es not thut, werd' ich gesendet.

Siehe, getäuscht vom Gebilde des Traums nach Jupiters Willen,

Heißt aufgeben die Müh' des begonnenen Krieges der König.

Er kann seinen Befehl rechtfertigen mit dem Ermahner.

A'jax dulde es nicht und fordere Pe'rgamus' Ende!

Kämpf' er, was er ja kann! Warum nicht hemmt er die Abfahrt,

Greift zu den Waffen und gibt sich als Führer dem wankenden Haufen?

Wahrlich, ein Leichtes für ihn, der prahlerisch immer geredet.

Wie, auch Ajax flieht? Ich sah es, beschämt von dem Anblick,

Wie du, den Rücken gewandt, unrühmliche Segel beschicktest.

Schleunig erhob ich den Ruf: ›Was thut ihr? Was für ein Wahnsinn

Treibt, o Gefährten, euch an, die eroberte Tro'ja zu lassen?

Was nun bringet ihr heim, als Schand', im zehnten der Jahre?‹

So und mit anderem noch, was Ärger in Fülle mir eingab,

Bracht' ich das drängende Volk zurück von der flüchtigen Flotte.

Jetzt zur Versammlung ruft der Atride die bangen Gefährten.

Da wagt auch kein Wort der Telamonide zu äußern,

Und doch hatte gewagt mit schmähender Rede Thersi'tes,

Dem auch Züchtigung ward durch mich, zu beschimpfen die Fürsten.

Ich trat auf und sprach Mut ein den verzagenden Bürgern

Gegen den Feind, und es weckt mein Wort die verlorene Mannskraft.

Was nur Tapferes mag durch diesen geschehen erscheinen

Seit der Zeit, ist mein: ich brachte den Flüchtigen wieder.

Endlich im Da'naerheer wer lobt dich oder begehrt dich?

Aber mit mir im Verein vollbringt der Tydide die Thaten;[66]

Mich stets fand er bewährt, und er traut dem Gefährten Uli'xes.

Etwas heißt es, der eine zu sein von unzähligen Gra'jern,

Den Diome des erwählt. Kein Los auch zwang mich zu gehen;

Dennoch hab' ich, der Nacht und des Feindes Gefahren verachtend,

Ihn, der Gleiches gewagt wie wir, den Phrygier Do'lon

Niedergehau'n, doch erst, als ich ihn gezwungen, mir alles

Kundzuthun, und gehört, was sinne die treulose Troja.

Alles erfuhr ich genau, und nichts mehr war zu erkunden,

Und nun konnt' ich zurück mit verheißenem Ruhme mich wenden.

Nicht zufrieden damit drauf ging ich zu Rhe'sus' Gezelten,

Und ich erschlug ihn selbst und die Seinen im eigenen Lager.

Siegreich halt' ich sodann, da alles gelungen nach Wunsche,

Wie beim frohen Triumph Einzug auf erbeutetem Wagen.

Dessen Gespann sich der Feind für die Nacht zum Lohne bedungen,

Schlagt des Waffen mir ab: dann war noch gütiger Ajax.

Brauch' ich zu nennen dazu Sarpe'dons des Lykiers Scharen,

Die mein Eisen gemäht? Ich streckte mit strömendem Blute

Kö'ranus, I'phitus' Sohn, und Chro'mius hin und Ala'stor,

Ha'lius auch, Alka'ndros und Pry'tanis samt dem Noe'mon,

Tho'on gab ich dahin und Chersi'damas jähem Verderben,

Cha'rops, E'nnomus dann, den trieb unbeugsames Schicksal,

Und die minder berühmt vor unserem Arme gesunken[67]

Unter den Mauern der Stadt. Auch Wunden, ihr Bürger, empfing ich

Rühmlich am richtigen Ort, und glaubt nicht eitelen Worten,

Hier seht her!« – und er zog das Gewand auseinander und sagte: –

»Das ist die Brust, die stets für euere Sache sich mühte.

Ajax aber vergoß kein Blut für seine Gefährten

Soviel Jahre hindurch; sein Leib zeigt keine Verletzung.

Wenn er sich rühmt, daß er die pelasgische Flotte beschützend

Gegen die Tro'er gekämpft und Jupiter, wenig verschlägt es.

Wahr ist, daß er gekämpft: das Verdienst böswillig zu schmälern

War ja nie mein Brauch; nur soll er gemeinsame Ehre

Nicht bloß nehmen für sich und euch auch einige gönnen.

Weg trieb A'ktors Sproß, in Achilles' Bilde gesichert,

Ehe die Schiffe zugleich mit dem Schützer verbrannten, die Troer.

Daß nur er es gewagt, zu begegnen dem Hektor im Zweikampf,

Wähnet er auch und vergißt des Königs, der Fürsten und meiner,

Er als neunter bereit und vom Los vor andern begünstigt.

Wie denn aber ergab sich der Ausgang eueres Kampfes,

Tapferster? Hektors Leib ist nicht im geringsten geschädigt.

Ach, wie füllt sich das Herz mit Wehmut, da ich gedenken

Muß an die traurige Zeit, wo die Mauer der Gra'jer, Achilles,

Sank in den Staub, wo mich nicht Thränen und Gram und Bestürzung

Hinderten, da ich den Leib vom Boden gehoben hinwegtrug!

Ich, ja ich trug hier auf der Schulter den Leib des Achilles,[68]

Ihn und die Waffen zugleich, die ich nun auch hoffe zu tragen.

Kraft wohl hab' ich genug, so wuchtige Bürde zu halten;

Wenigstens hab' ich ein Herz, das würdiget euere Ehre.

Darum hätte sich wohl für den Sohn die bläuliche Mutter

Eifrig mit Bitten bemüht, daß jetzo die himmlischen Gaben,

Werke der trefflichen Kunst, ein roher und fühlloser Krieger

Führete? Nicht einmal die Gebilde des Schildes versteht er,

Länder und Meer und erhöht am Himmelsgewölb' der Plejaden

Und der Hyaden Gestirn und die Wellen vermeidende Bärin,

Städte verschieden an Thun und das blinkende Schwert des Ori'on.

Waffen verlangt er für sich, dazu es ihm mangelt an Einsicht.

Rügend erwähnet er gar, ich habe des drückenden Krieges

Lasten zu fliehn erst spät mich gestellt zur begonnenen Mühsal,

Ohne zu sehn, daß so er gescholten den kühnen Achilles.

Nennt er Verstellen Vergehn: wir beide gebrauchten Verstellung.

Dünkt ihm Zögerung Schuld: ich kam noch früher als jener.

Mich hielt liebendes Weib, den Achi'lles liebende Mutter:

Ihnen gehörte die Zeit des Beginns, euch aber die Folge.

Sorglos läßt mich, und könnt' ich ihn nicht abweisen, der Vorwurf,

Welchen ein Held wie er auch trägt. Doch ward von Ulixes'

Klugheit jener entdeckt, nicht aber Uli'xes von Ajax'.

Daß er auf mich Schmähreden ergießt mit der albernen Zunge,

Wundern kann es uns nicht, da er euch Schamwürdiges selber

Vorwirft. Oder gereicht mir wohl, daß ich Palamedes

Falsch anklagte, zum Schimpf, euch falsche Verdammung zur Ehre?

Aber es konnt' auch nicht so großen erwiesenen Frevel

Nau'plius' Sohn wegleugnen: gehört habt ihr sein Verschulden

Nicht bloß, sondern gesehn, und Beweis gab klar die Belohnung.[69]

Auch, daß Pö'as' Sohn noch hält die vulkanische Le'mnos,

Fällt mir nimmer zur Last. Rechtfertiget euer Verfahren,

Denn ihr willigtet ein. Ich riet, nicht will ich es leugnen,

Daß er fern von des Kriegs und des Weges Beschwerden sich hielte

Und den verzehrenden Schmerz durch Ruhe versuchte zu lindern.

Folgsam war er und lebt. So war glückbringend der Vorschlag,

Nicht wohlmeinend allein, was doch schon müßte genügen.

Weil zu Pergamus' Fall nun jenen verlangen die Seher:

Nehmet den Gang mir ab! Viel besser entsendet ihr Ajax:

Der wird sprechend den Mann, den Zorn macht rasen und Siechtum,

Sänftigen oder geschickt weglocken mit listigem Kunstgriff.

Eher zurück mag Si'moïs gehn und des Laubes entbehren

I'da, eher verheißt wohl Hilfe den Tro'ern Achai'a,

Als, wofern mein Kopf nichts thäte zu euerem Besten,

Ajax' schwacher Verstand je nütze den Da'naern wäre.

Sei nur, bitter im Groll, Philokte'tes, deinen Gefährten

Feind und dem König und mir, ja rufe Verwünschungen endlos

Über mein Haupt und Fluch, und sehne dich, daß ich dir komme

Unter die zornige Faust und daß mein Blut du verströmest:

Dennoch geh' ich dir nach (auf daß mit mir du zurück kehrst),

Und ich bemächtige mich, so das Glück will, deiner Geschosse

Ebenso gut, wie einst ich fing den darda'nischen Seher,

Wie ich den Götterbescheid aufdeckt' und Troja's Bestimmung,

Wie ich entführt das verwahrte Gebild der phrygischen Pa'llas[70]

Mitten aus feindlichem Volk. Und mir gleich dünket sich Ajax?

Troja zu nehmen verbot das Verhängnis ohne das Bildnis.

Wo ist Ajax der Held? Wo ist des gewaltigen Mannes

Prahlendes Wort? Was fürchtest du hier? Warum ist Ulixes

Kühn, durch Wachen zu gehn und sich zu vertrauen dem Dunkel

Und durch Schwerter hindurch nicht nur in die Mauern der Troer,

Sondern zu schleichen hinauf zur Burg und zu rauben die Göttin

Von der geheiligten Statt und den Raub durch Feinde zu tragen?

Hätt' ich nicht es gethan, dann hätte die Linke bewaffnet

Te'lamons Sohn nutzlos mit der siebenfältigen Rindshaut.

Dazumal in der Nacht ward ich der Bewältiger Tro'ja's;

Pe'rgamus hab' ich besiegt, da, als ich es machte besiegbar.

Hinzudeuten mit Blick und Gemurmel auf meinen Tydi'den,

Laßt nur ab! Ihm bleibt von dem Ruhm der gebührende Anteil.

Du auch warst, wie den Schild für die einige Flotte du hieltest,

Nicht allein; du standest im Schwarm; ich hatte nur einen.

Wüßt' er nicht, daß weit nachstehe dem Klugen der Kämpfer,

Daß mit nichten der Preis unbändiger Rechten gehöre,

Würb' er selber darum, und mit dem bescheidenern Ajax

Würb' Eury'pylus kühn im Streit, und des edlen Andrä'mon

Sohn und Ido'meneus auch und Meri'ones, stammend aus gleicher

Heimat, würben darum und der Bruder des ältern Atri'den.

Stark sind die mit der Faust und stehen wie du im Gefechte:

Meinem beratenden Geiste doch wichen sie. Streitbare Rechte

Hast du, aber Verstand, dem not thut unsere Leitung.

Dein ist Kraft, doch ohne Bedacht, mein Sorge der Zukunft;

Du bist tüchtig im Kampf; die gelegene Stunde des Kampfes

Wählt der Atride mit mir; du nützest allein mit dem Leibe,

Wir mit dem Geist. So viel, wie über dem Amte des Ruderns

Stehet der Lenker des Schiffs, wie über dem Krieger der Führer,

Steh' ich höher als du. Auch ist ja in unserem Körper

Besser die Brust wie der Arm: aus ihr stammt Leben und Thatkraft.[71]

Auf denn, gebet den Lohn, ihr Edelen, euerem Wächter;

Für Unruhen und Müh'n, die so viel Jahre mich drückten,

Gönnt dies Ehrengeschenk zur Vergeltung meiner Verdienste!

Schon ist am Ende das Werk; weg drängt' ich das wehrende Schicksal;

Pe'rgamus hab' ich gestürmt, da möglich gemacht die Erstürmung.

Bei dem gemeinsamen Wunsch, bei den fallenden Mauern der Troer,

Bei der unsterblichen Macht, die jüngst ich entführte dem Feinde,

Fleh' ich, bei allem dazu, was noch zu vollbringen mit Klugheit,

Wenn auf gefährlichem Pfad noch kühn zu bestehen ein Wagnis,

Wenn ihr vermeint, daß eins noch fehle zu Troja's Verderben:

Zeigt euch meiner gedenk! Wenn ihr mir nicht gebet die Waffen,

Gebet sie ihr!« Und er wies auf das wichtige Bild der Mine'rva.

Wirkung that es im Rat, und die Macht einnehmender Rede

Zeigt der Erfolg: es erhielt der Beredte des Tapferen Waffen.

Er, der Hektor allein, der vielmal Eisen und Feuer,

Jupiter selber bestand, kann stand nicht halten dem Zorne.

Ihn, den keiner bezwang, zwingt Schmerz. Und er faßt nach dem Schwerte:

»Das doch« – ruft er – »ist mein! Will das auch heischen Ulixes?

Gegen mich selbst nun sei es gewandt, und das von der Phryger

Blute getrieft oftmals, soll triefen vom Blut des Besitzers,

Daß kein anderer kann als Ajax fällen den Ajax.«

Sprach's und stieß in die Brust, die jetzt erst Wunde gelitten,

Wo für den Stahl Durchgang, die verderbliche Spitze des Schwertes.

Kräfte versagten der Hand zu entziehen das haftende Eisen;

Blutstrom trieb es heraus, und die Erde, vom Blute gerötet,

Ließ aus dem Rasen erstehen die purpurfarbige Blume,

Die schon früher gekeimt vom Mord des öba'lischen Knaben.

Beiden, dem Knaben gemein und dem Mann, steht deutlich ein Schriftzug

Mitten zu sehn auf dem Blatt, so Namen wie Klage bezeichnend.[72]

Drauf zu dem Heimatland Hypsi'pyle's und des berühmten

Tho'as, das in Verruf vom Morde der Männer vor alters,

Segelt der Sieger, von dort die tiry'nthischen Pfeile zu holen.

Als er dem grajischen Heer sie gebracht, vom Besitzer begleitet,

Legt dem verzögerten Krieg man endlich vollendende Hand an.

Da geht Troja zu Fall samt Pri'amus. Priamus' Gattin,

Arm und verlassen, verliert nach allem die menschliche Bildung,

Und es erschreckt ihr neues Gebell auswärtige Lüfte,

Wo in die Enge sich zwängt der gedehnete Hellespo'ntus.

I'lion loderte auf, und stets noch brannte das Feuer.

Priamus hatte, der Greis, mit kärglichem Blute befeuchtet

Jupiters Herd. An den Haaren geschleift hielt flehend des Phö'bus

Priesterin sonder Erfolg zum Äther gehoben die Hände.[73]

Edle dardanische Frau'n, die halten, so lang es vergönnt ist,

Heimischer Götter Gebild' und in brennenden Tempeln sich drängen,

Schleppen die Grajer davon siegsfroh als beneidete Beute.

Jach wird niedergestürzt Asty'anax hoch von dem Turme,

Wo er den Vater so oft, wenn ihn zeigte die Mutter, gesehen,

Wie er gestritten für ihn und behauptet der Ahnen Besitztum.

Bo'reas mahnet zur Fahrt, und geschwellt von günstigem Lufthauch

Rauschen die Linnen am Mast, und den Wind heißt nutzen der Schiffer.

»Troja, wir müssen hinweg, fahr' wohl!« So ruft der Troa'den

Schar, und sie küssen das Land und verlassen die rauchende Heimat.

Kläglich zu sehen besteigt am letzten von allen die Flotte

Hekuba, die man fand inmitten der Gräber der Söhne.

Wie sie die Hügel umfing und mit Küssen bedeckte die Reste,

Zog die duli'chische Hand sie hinweg. Von dem einzigen Hektor

Raffte die Asche sie noch und führte sie mit in dem Busen,

Und ein ergrauetes Haar, zur dürftigen Spende dem Toten,

Ließ sie auf Hektors Grab, ein Haar vom Scheitel und Thränen.

Phrygiens Strand alldort, wo Troja gestanden, genüber

Liegt ein Gebiet, von Bisto'nen bewohnt. Dort war Polyme'stors

Prächtige Königesburg, dem dich, Polydo'rus, zur Pflege

Heimlich der Vater vertraut und den phrygischen Kämpfen entzogen,

Weise bedachter Entschluß, wenn nicht auch Schätze er mitgab,

Lohn für frev'lige That und geizigen Sinnes Verlockung.

Als nun Phrygiens Glück im Staub lag, nimmt der verruchte

König der Thraker das Schwert und durchschneidet die Kehle dem Pflegkind;[74]

Dann, als könnt' er die Schuld wegschaffen zugleich mit dem Leichnam,

Stürzt er hinab ins Meer den Entseeleten oben vom Felsen.

Rastend am thrakischen Strand lag A'treus' Sohn mit der Flotte,

Harrend auf ruhige See und besser befreundete Winde.

Hier steigt plötzlich hervor so groß, wie er lebend gewesen,

Aus weit berstendem Grund in drohender Haltung Achilles,

Und in dem Antlitz trug er dieselbige Miene wie damals,

Als er im Grimm angriff mit vermessenem Schwert Agamemnon.

»Mein so wenig gedenk abziehet ihr,« – sprach er »Achiver?

Wäre verscharrt mit mir der Dank für unsere Thaten?

Das sei fern, und damit mein Grab nicht Ehre vermisse,

Ströme Poly'xena's Blut des Achilles Manen zur Sühne!«

Sprach's, und dem zürnenden Geist ward Folge: vom Busen der Mutter

Reißen die Krieger ihr fast noch einziges Kind, und die Jungfrau,

So unglücklich und stark und erhaben ob weiblicher Schwäche,

Wird zu dem Grabe geführt als Opfer an schrecklicher Brandstatt.

Ihrer verblieb sie gedenk, und als sie am grausamen Altar

Stand und ersah, da ihr nur galt die entsetzliche Feier,

Und Neopto'lemus sah dastehn und halten das Eisen,

Während an ihrem Gesicht sein Blick stets haftete, sprach sie:

»Zaudere nicht, laß rinnen das Blut untad'ligen Adels!

Auf, ich stehe bereit: in den Hals hier oder den Busen

Senke den Stahl!« – und den Hals entblößt sie zugleich und den Busen –[75]

»Nimmer ertrüg's ja doch Polyxena, einem zu dienen;

(So wird aber ein Gott durch seltenes Opfer gesühnet).

Bliebe mein Tod nur stets, das wünscht' ich, verborgen der Mutter!

Sie nur hindert und trübt mir die Freude des Todes, wiewohl ihr

Nicht mein Tod, vielmehr ihr Dasein ist zu beseufzen.

Ihr, daß nicht unfrei zu den stygischen Manen ich gehe,

Bleibet mir fern, wenn gerecht mein Begehr, und berühret die Jungfrau

Nicht mit männlicher Hand! Für jenen gewiß ist genehmer,

Wem ihr immer gedenkt mein Blut zur Sühne zu weihen,

Frei sich bietendes Blut. Doch falls euch rühren die letzten

Worte von unserem Mund – des Königes Pri'amus Tochter,

Nicht die Gefangene, fleht –, gebt willig der Mutter die Leiche;

Laßt sie das traurige Recht der Bestattung erkaufen mit Thränen,

Nicht mit Gold! Sie erkaufte mit Gold auch, als sie es konnte.«

Also redete sie. Nicht wehret die Menge den Zähren,

Denen Polyxena wehrt. Selbst weinend mit zagender Rechten

Stößt in die harrende Brust das gebotene Eisen der Priester.

Jene, mit brechendem Knie kraftlos hinsinkend zur Erde,

Ließ nichts blicken von Furcht im Gesicht beim nahenden Ende.

Da auch, während sie fiel, noch war sie besorgt, zu verhüllen,

Was zu bedecken geziemt, und züchtige Scham zu bewahren.

Troja's Frau'n sind stützend ihr nah' und gedenken beweinter

Priamiden und was ein Haus an Blute gegeben,

Klagen um dich, Jungfrau, und um dich, jüngst Königsgemahlin,

Königsmutter genannt, der blühenden A'sia Abbild,

Nun ein verachtes Los vom Raub, das der Sieger Uli'xes

Nicht hinnähme für sich, wenn dir nicht Hektor das Leben

Hätte verdankt: kaum findet den Herrn für die Zeugerin Hektor.

Die umschlinget den Leib, der bar der entschlossenen Seele;

Thränen, geweint so oft um das Land und den Mann und die Kinder,

Weint um diese sie auch; mit Thränen begießt sie die Wunde,

Deckt mit dem Munde den Mund und schlägt an den trauergewohnten[76]

Busen und schleift im geronnenen Blut das erblichene Haupthaar,

Und mit gegeißelter Brust auch solches zu anderem sprach sie:

»Tochter, du letzter Verlust – denn was bleibt übrig? – der Mutter,

Tochter, du liegst, und ich seh' in der deinen die eigene Wunde.

Daß nicht, außer durch Mord, ich einen verlöre der Meinen,

Klafft auch Wunde an dir. Dich hätt' ich, dieweil du ein Weib warst,

Sicher gewähnt vor dem Stahl: als Weib auch sankst du vom Stahle.

Er gab dich in den Tod, der auch so viele der Brüder

Tötete, Troja's Verderb und unser Verwaiser, Achi'lles.«

Als ihn mit dem Geschoß hinstrecketen Pa'ris und Phö'bus,

Sprach ich: ›Fürder ist nun doch nicht zu fürchten Achilles.‹

Da noch war er zu fürchten für mich. Des Bestatteten Asche

Wütet in uns'rem Geschlecht, und wir spüren im Grabe den Feind auch.

Furchtbar war ich für Äakus' Sproß. Die gewaltige Troja

Liegt, und des Volks Drangsal ist geendet in schwerer Entscheidung,

Aber sie endete doch. Für mich steht Pergamus jetzt noch,

Und es behält Fortgang mein Schmerz. Jüngst mächtig vor allen,

Groß durch die Eidame all, durch die Kinder, die Schnuren, den Gatten,

Muß ich verbannt, hilflos, von den Gräbern der Meinen gerissen,

Fort zu Pene'lope's Dienst. Die sagt dann I'thaka's Müttern,

Deutend auf mich, wenn ich spinne mein Teil: »Das ist die berühmte

Tro'ische Frau, die Hektor gebar, das Pria'mus' Gattin!«

Nach so vieler Verlust bist du, in dem Jammer der Mutter

Noch ihr einziger Trost, am feindlichen Grabe geopfert.

Totengabe gebar ich dem Feind. Was bleib' und verzieh' ich,

Hart wie Stahl? Was hebst du mich auf, vieljähriges Alter?

Grausame Götter, wozu noch dehnt ihr das Leben der Greisin,

Als daß Leichen sie sieht stets neu? Wer möchte vermeinen,[77]

Daß nach Pe'rgamus' Fall noch Pri'amus glücklich zu preisen?

Ja, er ist glücklich im Tod: er sah nicht, wie sie gemordet

Dich, mein Kind, und schied von dem Leben zugleich und der Herrschaft.

Doch sie bestatten dich wohl hochfeierlich, fürstliche Jungfrau,

Setzen gewiß dich bei in der Stammgruft neben den Ahnen?

So wohnt nicht in dem Hause das Glück. Als Spende der Mutter

Werden dir Thränen zu teil und ein Häuflein Sand in der Fremde.

»Uns ist alles geraubt. Mir bleibt, weshalb ich dem Leben

Gönne noch kurzen Bestand, Polydo'rus, der liebste der Mutter,

Jetzo der einzige, sonst vom männlichen Stamme der jüngste,

Den der Isma'rierfürst aufnahm an diesen Gestaden.

Doch was säum' ich indes, ihr die grausame Wunde zu waschen

Und das bespritzte Gesicht von dem schrecklichen Blute zu säubern?«

Also sprach sie und ging mit wankendem Schritte, die weißen

Haare zerrauft, an den Strand. »Reicht her, Troa'den, die Urne!«

Hatte die Ärmste gesagt, daß flüssige Wellen sie schöpfte.

Sieh, sie gewahrt, wie zum Ufer gespült tot liegt Polydo'rus

Und von dem thrakischen Schwert weit klafft die entsetzliche Wunde.

Laut schrei'n Troja's Frau'n; stumm bleibt im Schmerze die Mutter,

Denn mit der Stimme zugleich schluckt innen sich regende Zähren

Eben der Schmerz in sich, und vergleichbar hartem Gesteine

Starrt sie und heftet den Blick bald vor sich hin auf die Erde,

Bald auch richtet sie auf zum Äther das finstere Antlitz;

Bald das Gesicht, bald schaut sie die Wunde des liegenden Sohnes,

Aber die Wunde zumeist, und nährt und schüret den Ingrimm.

Wie er zur Flamme gefacht, da füllt, als bliebe sie immer

Königin, Rache ihr Herz, und sie lebt in Gedanken der Strafe.

So wie die Löwin in Wut, der genommen das saugende Junge,

Ohn' ihn zu sehen, dem Feind nachjagt, des Spur sie gefunden:

So nimmt Hekuba auch, da Zorn sich mengte mit Jammer,

Ihres Verlangens gedenk, nicht aber der Jahre gedenkend,

Zu Polyme'stor den Weg, dem Verüber des gräßlichen Mordes,

Und sie begehrt ein Gespräch: Gold wolle sie, das in der Heimat

Läge versteckt, auf daß er es gebe dem Sohn, ihm verraten.[78]

Glaublich erschien's, und der Fürst der Odry'ser, gewöhnt an die Habgier,

Findet allein sich ein. Arglistig mit schmeichelndem Munde

Sprach er: »Hekuba, gib nur rasch für den Sohn die Geschenke!

Was du mir gibst, was früher du gabst, – bei den Himmlischen schwör' ich –

Alles verbleibt für ihn.« Wie er redete schuldig des Meineids,

Schaut sie finster ihn an und wallt von steigendem Zorne.

So nun packt sie ihn fest und ruft der gefangenen Mütter

Menge herzu und stößt in die treulosen Augen die Finger,

Reißt sie im Nu aus den Wangen heraus – stark macht sie der Ingrimm –,

Bohrt mit den Händen und gräbt, mit dem schuldigen Blute besudelt,

Nicht in den Augen, davon nichts blieb, in der Stelle der Augen.

Aber die Thraker, erbost, daß solches dem Herrscher gethan war,

Fallen die Tro'erin an mit Steinen zugleich und Geschossen.

Hinter geworfenem Stein eilt jene mit heiserem Heulen

Und will schnappen danach, und wie sie zu reden gedachte,

Scholl aus dem Rachen Gebell – noch heute, benannt von dem Wunder,

Zeigt man den Ort –, und lange gedenk vormaliger Leiden

Heulte sie da auch noch schmerzvoll in sitho'nischen Fluren.

Ihre Trojaner bewegt und sogar die pelasgischen Feinde

Hekuba's herbes Geschick; es bewegt auch alle die Götter,

Alle gesamt, sodaß gar Jupiters Gattin und Schwester

Selber gestand, das habe sie nicht zu erleiden verdienet.

Müßig ist nicht, obwohl sie die nämlichen Waffen begünstigt,

Troja's und Hekuba's Fall und Verderb zu empfinden Auro'ra:

Nähere Sorge befängt und häusliche Trauer die Göttin,[79]

Da sie den Me'mnon verlor. Ihn sah in den phrygischen Feldern

Vom Achille'ischen Speer hinsinken die rosige Mutter,

Sah's, und der Purpurschein, davon sich die Frühe des Tages

Rötet, erblaßte sogleich, und in Wolken verbarg sich der Äther.

Als nun aber der Leib zur Bestattung lag auf dem Feuer,

Konnte die Mutter es nicht ansehn: mit gelösetem Haupthaar,

So wie sie war, verschmähte sie nicht zu umfassen des großen

Jupiter Knie und so zu Thränen die Worte zu fügen:

»Keiner der Göttinnen gleich, die wohnen im goldenen Äther, –

Denn mir stehen erbaut auf Erden die seltensten Tempel –

Komm' ich zu dir doch nicht, Wohnstätten und heilige Tage

Mir zu erbitten von dir und mit Feuer zu wärmende Herde.

So du bedächtest indes, was mir du verdankest, dem Weibe,

Wenn ich die Grenzen der Nacht mit erneuetem Lichte bewache,

Schien' ich dir Lohns wohl wert. Doch das nicht kümmert Aurora,

Nicht so steht es mit ihr, daß schuldige Ehren sie heische:

Memnons komm' ich, des Sohnes, beraubt, der streitbare Waffen

Eitel erhob für den Ohm und bezwungen vom starken Achilles –

Ihr ja habt es gewollt – in der blühenden Jugend dahinsank.

Gib, ich bitte, zum Trost für den Tod ihm einige Ehre,

Höchster im göttlichen Rat, und lindre die Wunde der Mutter!«

Jupiter nickte Gewähr. Als Memnons ragender Holzstoß

Sank mit dem lodernden Brand und die Wirbel des schwärzlichen Rauches

Dunkel verdeckten den Tag, gleichwie wenn steigende Nebel

Hauchet der Strom und der Sonne verwehrt nach unten zu dringen,

Flieget die Asch' umher, und zu einem verdichteten Körper

Wird sie geballt und gewinnet Gestalt und eignet vom Feuer

Wärm' und Leben sich an. Mit Schwingen begabt sich die leichte.

Ähnlich dem Vogel zuerst, bald aber ein wirklicher Vogel,

Regte sie rauschenden Flug, und zugleich unzählige Schwestern

Rauscheten, alle gezeugt auf die selbige Art. Um den Holzstoß

Kreiset die Schar dreimal, und dreimal geht in die Lüfte[80]

Einig Geschrei; drauf teilt sich der Schwarm in dem vierten der Flüge.

Feindlich geschieden sodann in zwei kampflustige Heere,

Führen sie blutigen Krieg und fallen mit Schnäbeln und Krallen

Zornig sich an und ermüden die Brust und die Flügel im Andrang,

Und das entstand'ne Geschlecht, das verwandt der bestatteten Asche,

Sinkt als Opfer am Grab und gedenkt der Entstehung vom Helden.

Vom Urheber behält das neue Geflügel den Namen,

Me'mnonsvögel genannt. Wenn Sol zwölf Zeichen durchlaufen,

Eilen sie wieder zum Kampf und sterben dem Vater zur Sühne.

War drum kläglich zu sehn, daß bellte die Tochter des Dy'mas,

Anderen, eigenem Leid hängt nach Auro'ra, und Zähren

Weiht sie dem Sohn noch jetzt und betauet die sämtlichen Lande.

Doch nicht läßt das Geschick mit Tro'ja's Mauern die Hoffnung

Schwinden. Das heilige Gut und das andre dazu, den Erzeuger,

Trägt der kythe'rische Held, ehrwürdige Last, auf der Schulter.[81]

Ihn und den Sohn Asca'n erwählt als Beute der Fromme

Aus so reichem Besitz und begibt sich mit flüchtiger Flotte

Weg von Anta'ndrus in See, und die ruchlosen Schwellen der Thra'ker

Läßt er zurück und das Land, das jüngst mit Blut Polydo'rus

Hatte genetzt, und bei dienlichem Wind und günstiger Strömung

Landet er nun an der Stadt des Apo'llo mit seinen Gefährten.

Ihn nimmt A'nius auf gastfreundlich in Tempel und Wohnung,

Der für das Volk treu wacht' als Fürst, als Priester für Phö'bus,

Und sie besehen die Stadt und das heilige Haus und die beiden

Stämme, daran vormals sich kreißend gehalten Lato'na.

Als Weihrauch sie den Flammen geweiht nebst Güssen des Weines,

Auch nach Sitte verbrannt die Geweide geschlachteter Rinder,

Gehn sie zum Königesschloß, und auf hoch daliegendem Teppich

Nehmen sie Ce'resfrucht mit der flüssigen Gabe des Ba'cchus.

Drauf Anchi'ses der Greis: »O trefflicher Priester des Phöbus,

Irr' ich mich? Hattest du nicht, wie zuerst ich schaute die Stadt hier,

Außer dem Sohn vier Töchter, soviel im Geiste mir vorschwebt?«

Anius schüttelt das Haupt, mit der schneeigen Binde umgeben;

Traurig erwidert er dann: »Mit nichten, erhabener Heros,

Irrest du dich: du hast als Vater von fünfen gesehen,

Den du nun – so spielt mit den Menschen der Wechsel der Dinge –

Siehst beinahe verwaist. Denn was für Stütze gewährt mir

Mein abwesender Sohn, den ihm gleichnamig das Eiland

A'ndros besitzt, wo er Reich und Gebiet für den Vater verwaltet?«

Deutungsgabe verlieh ihm der Delier; andere Gabe,

Mehr als je sie gewünscht und mehr als glaublich, gewährte

Li'ber dem weiblichen Stamm: durch unserer Töchter Berührung[82]

Wandelte alles sich um zu Getreide, zu Beeren Mine'rva's

Oder zu lauterem Wein, und Gewinn kam reichlich von ihnen.

Wie das A'treus' Sohn, der Zertrümmerer Troja's, vernommen, –

Magst du erkennen daraus, daß wir auch etwas erfahren

Von dem Gewitter bei euch, – da, Stärke der Waffen gebrauchend,

Riß er sie weg mit Gewalt vom Schoße des Vaters und hieß sie

Durch ihr Himmelsgeschenk die argo'lische Flotte versorgen.

Flucht nimmt jede, wohin sie vermag. Zwei gehn nach Eubö'a,

Während die anderen zwei sich nach A'ndros begeben zum Bruder.

Kriegsvolk naht und bedroht mit Krieg, falls jene man weig're.

Über die Lieb' obsiegte die Furcht, und er gab die verwandten

Seelen heraus. »Doch magst du verzeihen dem zagenden Bruder:

Nah war nicht Äne'as und nicht, zu beschützen den Andros,

He'ktor, der Held, durch die ihr standet ins zehnte der Jahre.

Fesseln waren bereit schon für die gefangenen Arme.«

Jene, die Hände bis jetzt noch frei aufhebend zum Himmel,

Fleheten: »Steh' uns bei, o Vater Lyä'us!« und Beistand

Gab der Verleiher der Gunst, wenn Beistand heißet Vernichtung

Außergewöhnlicher Art. Doch wie die Gewalt sie verloren,

Das ward nie mir bekannt; auch jetzt nicht kann ich es sagen.

»Was draus ward, ist bekannt: sie wurden befiedert zu Vögeln,

Die dein göttliches Weib wert hält, zu schneeigen Tauben.«

Als sie die Stunden des Mahls mit solchen und anderen Reden

Hatten verbracht, ward Ruhe gesucht nach geräumeter Tafel.

Früh mit dem Tag sind sie auf und befragen des Phöbus Orakel,

Und zu dem Ursitz heißt er sie zieh'n, zum verwandten Gestade.

Anius gibt das Geleit und beschenkt mit prächtigem Scepter[83]

Scheidend Anchises den Freund, mit Mantel und Köcher den Enkel;

Für Äneas bestimmt ist ein Krug, den jenem vor Zeiten

The'rses geschickt vom ao'nischen Strand, der isme'nische Gastfreund.

Therses hatt' ihn geschickt, doch A'lkon hatt' ihn gefertigt,

Hy'lä entstammt, und geziert mit vielen getriebenen Bildern.

Häuser erschienen darauf, und deutlich gewahrte man sieben

Thore, daran zu erkennen die Stadt auch ohne den Namen.

Leichengefolg' vor der Stadt, Grabhügel, geschichtete Brände,

Mütter mit fliegendem Haar und mit unverhülletem Busen

Deuten auf Trauer und Weh. Auch weinende Nymphen erblickt man,

Die um vertrockneten Born Leid tragen. Entkleidet des Laubes,

Starret der Baum. An dürrem Gestein gehn rupfende Ziegen.

Mitten in The'bä stehn zu sehen die Töchter Ori'ons,

Wie sich den offenen Hals nicht weibisch die eine verwundet,

Wie die entschlossene Brust mit dem Stahl durchbohrend die andre

Fällt, zu erlösen ihr Volk, und wie man im ehrenden Grabzug

Hin durch die Straßen sie trägt und verbrennt an belebeter Stätte;

Wie zwei Jünglinge dann aus der Jungfrau'n Asche sich heben,

Daß sich erhalte der Stamm, Koro'nen genannt von der Sage,[84]

Die dann führen den Zug, der die Asche der Mütter bestattet.

Soweit glänzten Gebild' am Erze des alten Gefäßes;

Oben umgab es gezackt mit Golde bezog'ner Akanthus.

Gaben erstatten dafür nicht leichter an Wert die Trojaner:

Phöbus' Priester erhält Weihrauch einschließende Büchse,

Opfergeschirr und von Gold und Gestein hell blitzende Krone.

Drauf nun fuhren sie ab, in Erinnerung, daß sich die Teukrer

Führten auf Teu'cer zurück, nach Kreta, aber das Klima

Konnten sie dort nicht lange bestehn, und verlassend die hundert

Städte, verlangten sie jetzt im auso'nischen Hafen zu rasten.

Sturmwind wütet und wirft sie umher, und wie der Stropha'den

Tückische Bucht sie erreicht, bringt Schreck die beschwingte Ae'llo.

Schon an duli'chischer Bucht, an I'thaka schon und an Sa'mos

Und am neritischen Sitz, dem Gebiete des falschen Uli'xes,

Ging vorüber die Fahrt. Ambra'cia, welche die Götter

Reizte zum Streit, und den Fels in Gestalt des gewandelten Richters[85]

Schauen sie, der nunmehr Ruf hat von dem aktischen Phö'bus,

Auch das dodo'nische Land, das redet im kündenden Eichstamm,

Und die chaonische Bai, wo einst des molossischen Königs

Söhne dem frevligen Brand mit erwachsenen Flügeln entflohen.

Nach dem Phäa'kengebiet, das mit Obste gesegnet zunächst war,

Steuern sie dann. Drauf geht nach Epi'rus die Fahrt und Buthro'tus,

Troja's ähnlichem Bild, wo herrschte der phrygische Seher.

Sicher der Zukunft nun, denn jegliches hatte geweissagt

He'lenus, Pri'amus' Sohn, treu mahnend, gelangten sie glücklich

An das sika'nische Land. Das streckt drei Zungen ins Meer aus,

Davon dem Regen des Südens Pachy'nus entgegen sich wendet,

Sanft anwehendem West sich beut Lilybä'um, zur Bärin,

Welcher die Wogen versagt, und zum Bo'reas schauet Pelo'rus.

Da nun kommen sie hin, und mit Rudern und günstiger Strömung

Landet bei sinkender Nacht an Za'nkle's Sande die Flotte.

Rechts bellt Scy'lla mit Graus, links dreut nie rastend Chary'bdis.

Diese verschlingt und speit dann wieder geraffete Kiele.

Jene, den schwärzlichen Bauch mit grimmigen Hunden gegürtet,

Trägt Jungfrauengesicht, und, wofern nicht alles erfunden,

Was uns Dichter gesagt, sie war einst wirkliche Jungfrau.

Viele begehrten sie wohl zum Weib: sie, spröde den Freiern,[86]

Ging zu den Nymphen des Meers, lieb allen den Nymphen des Meeres;

Ihnen erzählte sie dann, wie der Jünglinge Liebe vereitelt.

Während zum Kämmen das Haar ihr einst hinhielt Galate'a,

Redete diese zu ihr tief seufzend die folgenden Worte:

»Dich, o Mädchen, begehrt kein Geschlecht rachsüchtiger Männer;

Straflos darfst du sie doch, wie du thust, abschlägig bescheiden:

Mir, die Ne'reus erzeugt und die bläuliche Do'ris geboren,

Die sich geborgen dazu auch weiß von der Menge der Schwestern,

War nicht anders vergönnt zu entgehn dem verliebten Cyklo'pen,

Als mit Jammer und Leid.« Und die Stimm' erstickten ihr Thränen.

Wie sie mit marmornem Daum die hatte getrocknet der Göttin

Und sie getröstet zugleich, sprach Scylla: »Erzähle mir, Traute;

Hehle mir nicht – mir darfst du vertrauen – den Grund der Betrübnis.«

Also versetzte dem Kind der Kratä'is die Tochter des Nereus:

»A'kis, von Fau'nus gezeugt mit einer symä'thischen Nymphe,

War herzinnige Lust für den Vater sowohl wie die Mutter,

Aber für mich noch mehr; er hatte mich einzig gefesselt.«

Schön war Wuchs und Gesicht, und die zart sich rundenden Wangen

Zeichnete zweifliger Flaum nach dem zweimal achten Geburtstag.

Nach ihm trachtete ich, nach mir endlos der Cyklope.

Wolltest du fragen jedoch, ob wir mehr Liebe dem A'kis,

Ob mehr Haß dem Cyklopen gehegt, nicht könnt' ich es sagen:

Gleich war beides in mir. Wie weit, holdselige Venus,

Reicht nicht deine Gewalt! Selbst jener entsetzliche Unhold,

Wäldern ein Grauen sogar, den straflos nimmer ein Fremdling

Schaute, des großen Olymps und der ewigen Götter Verächter,

Wird, was Liebe, gewahr, und zu uns von Verlangen ergriffen

Glüht er und hat nicht acht auf das Vieh und die bergende Höhle.

Schon nun bist du bedacht auf Putz und bedacht zu gefallen,

Kämmst dein borstiges Haar sorgsam mit dem Karst, Polyphe'mus,[87]

Und es beliebt dir, den struppigen Bart mit der Sichel zu stümpfen,

Auch dein wüstes Gesicht im Wasser zu schau'n und zu ordnen.

Wildheit, Liebe zum Mord und der unersättliche Blutdurst

Rasten, und ohne Gefahr nun kommen und gehen die Schiffe.

Te'lemus, während der Zeit zur sikulischen Ätna verschlagen,

Telemus, Eu'rymus' Sohn, den nimmer betrogen ein Vogel,

Kommt zu dem Ungetüm Polyphemus: »Das einzige Auge«,

Spricht er, »inmitten der Stirn wird einst dir benehmen Ulixes.«

Doch der lacht und versetzt: »O dümmster der Seher, du irrst dich:

Eine benahm es mir schon.« So spottet er sein, der vergebens

Richtig gewarnt, und drückt bald schreitend mit mächtigem Fußtritt

Schwer auf den Strand, bald kehret er müd' in die finstere Höhle

Weit ragt vor in die Flut keilförmig ein Hügel mit langer

Spitze; zur Rechten bespült ihn die Woge des Meers und zur Linken.

Diesen ersteiget der wilde Cyklop' und sitzt in der Mitte;

Sein wolltragendes Vieh kam folgend, von keinem getrieben.

Als er die Fichte darauf, die, Rahen zu tragen geeignet,

Dienst ihm that als Stock, vor die Füße gelegt und die Flöte

Hielt am Munde, gefügt aus hundert vereinigten Rohren,

Ward sein Hirtengepfeif von den Bergen gespürt in der Runde,

Ward es gespürt von der Flut. Ich hörte, dem trautesten Akis

Sitzend im Schoß und gedeckt vom Felsen mit eigenen Ohren

Folgende Worte von fern und behielt im Geist das Gehörte:

»Ob Galate'a so weiß wie das Blatt schneehellen Ligusters,

Blühend und frisch wie die Au, so schlank wie die ragende Erle,

Glänzend wie heller Krystall, schalkhaft wie das hüpfende Böcklein,

Glatt wie von ständigem Meer am Strande gewaschene Muscheln,[88]

Lieblich wie sonniger Schein im Winter, wie Schatten im Sommer,

Edel wie saftiges Obst und schmuck wie die hohe Platane,

Licht wie spiegelndes Eis und süß wie die zeitige Traube,

Weich wie Flaum am Schwan und wie Milch vom Labe geronnen,

Reizend zu sehn, wenn nicht du entfliehst, wie gewässerter Garten!«

O Galate'a, zudem starrsinnig wie trotzende Rinder,

Trüglich wie wallende Flut, hart gleich vieljähriger Eiche,

Zäh wie Weidengesträuch, wie weißliche Ranken am Weinstock,

Unnachgiebig wie hier das Gestein, aufbrausend wie Stromfall,

Stolz wie der prächtige Pfau, wehthuend wie brennendes Feuer,

Heftig wie stechender Dorn, unsanft wie die säugende Bärin,

Taub wie die wogende See und erbost wie getretene Otter,

Was ich vor allem zumeist dir gern auch möchte benehmen,

Rascher im Lauf als der Hirsch, den jagt helltönendes Bellen,

Flüchtiger noch als der Wind und als der geflügelte Lufthauch!

Kenntest du mich nur recht, dich reute die Flucht, und das spröde

Zaudern verdammtest du selbst und trachtetest mich zu erhalten.

Tief im Berge gewölbt von lebendigem Felsen die Höhle

Nenne ich mein, wo nie in der Schwüle des Sommers die Sonne,

Nie mich Winter erreicht. Auch Obst an belasteten Zweigen

Hab' ich und Trauben wie Gold an den rankenden Reben erglänzend,

Purpurne auch sind mein: dir sparen wir diese wie jene.

Schwellende Erdbeer'n auch, im waldigen Schatten gewachsen,

Kannst du mit eigener Hand dir pflücken und herbstliche Hirschen,

Pflaumen dazu, nicht bloß von dunkelem Safte gebläute,

Sondern veredelte auch, frisch glänzendem Wachse vergleichbar;

Nie auch fehlet es dir an Kastanien, bist du die Meine,

Noch an A'rbutusfrucht: dir dient dann jeglicher Obstbaum.

All dies Vieh ist mein; auch viele noch irren in Thälern,

Viele noch heget der Wald, und gestallt sind viele in Höhlen.

Wenn du mich fragtest danach, nicht könnt' ich dir sagen die Anzahl:

Dürftige zählen allein ihr Vieh. Von dem Lobe des meinen[89]

Glaube mir nichts auf's Wort; komm selbst und betrachte die Schafe,

Wie mit den Beinen sie kaum umgehen das strotzende Euter!

Hier sind, jüngere Zucht, in laulichen Ställen die Lämmer;

Dort gleichalterig sind in anderen Ställen die Zicklein.

Schneeige Milch ist immer zur Hand; die heb' ich zum Trinken

Teils mir auf, teils wird sie verdickt vom erweicheten Labe.

Nicht bloß schaff' ich dir auch mühlos zu erlangende Kurzweil,

Gaben gewöhnlicher Art, wie Reh' und Hasen, ein Böcklein

Oder von Tauben ein Paar, aus dem Wipfel genommene Nester:

Unlängst hab' ich entdeckt, für dich ein ergötzliches Spielwerk,

Ganz einander sich gleich, daß kaum du vermagst sie zu scheiden,

Hoch auf erklommenem Berg zwei Junge der zottigen Bärin;

Diese entdeckt' ich und sprach: »Die heben wir auf für die Liebste.«

Hebe das niedliche Haupt nun auch aus dem bläulichen Meere,

Komm, Galate'a, herauf und verschmäh' nicht unsere Gaben!

Wahrlich, ich kenne mich wohl: ich sah mich im Spiegel des Wassers

Unlängst, und es gefiel mir meine Gestalt bei dem Anschaun.

Siehe, wie groß ich bin! Nicht ist in dem Himmel an Wuchse

Ju'piter größer als ich. Ihr pflegt euch ja zu erzählen,

Daß da herrsche ein Mann wie Jupiter. Reichliches Haar hängt

Über mein ernstes Gesicht und beschattet wie Wald mir die Schultern.

Daß auch rauh und dicht mir am Leib stehn starrende Borsten,

Achte für häßlich es nicht! Laublos sind häßlich die Bäume,

Häßlich das Roß, hüllt nicht ihm die Mähne den bräunlichen Nacken;

Vögel bekleidet ihr Flaum; zur Zierd' ist Wolle den Schafen:

Männern geziemet der Bart und struppige Borsten am Leibe.

Nur ein Aug' ist inmitten der Stirn mir, aber vergleichbar

Einem gewaltigen Schild. Wie? Sieht von der Weite des Himmels

Sol nicht alles umher? Auch ihm ist ein einziger Kreis nur.

Füge dazu, daß in euerem Meer mein Vater gebietet:

»Der soll Schwäher dir sein. Hab' endlich Erbarmen, erhöre

Mein inständiges Fleh'n. Denn dir nur lieg' ich zu Füßen.

Ich, der Jupiter höhnt und den schmetternden Blitz und den Himmel,[90]

Scheue mich, Nymphe, vor dir: dein Zorn ist schlimmer als Blitzstrahl.

Eher ertrüg' ich noch mit Geduld auch diese Verachtung,

Miedest du alle zugleich. Warum, den Cyklopen verschmähend,

Liebst du den Akis und wählst vor meinen Umarmungen Akis?

Mag der aber an sich, magst du, Galate'a, Gefallen

Finden an ihm – mein Wunsch ist's nicht –, wenn ich ihn erwische,

Wird ihm gezeigt, wie die Kraft auch stimmt zu der Größe des Leibes.

Lebend reiß' ich ihm aus die Geweid' und streu' ihn in Fetzen

Über die Felder und dir – so einiget euch! – in die Wellen.

Denn heiß brennt es in mir, und gestört braust wilder die Flamme;

Ja, mich dünkt, als trüg' ich mit seinen Gewalten den Ätna

Hier in den Busen versetzt, und nichts rührt dich, Galatea.«

Als er umsonst so hatte geklagt, – denn alles bemerkt' ich –

Springt er empor und tobt wie ein Stier, dem genommen die Sterke,

Kann nicht rasten und irrt in gewohneten Triften und Wäldern.

Da wird Akis und mich, die nichts argwöhnend und harmlos

Saßen, der Wilde gewahr. »Ich seh' euch,« ruft er, »und diesmal

Pflegt ihr zuletzt, das schwör' ich euch zu, einmütiger Liebe!«

Machtvoll scholl sein Ruf, so laut, wie nur ein Cyklope

Zornig die Stimme erhebt. Vor dem Schrei'n entsetzte sich Ä'tna.

Ängstlich verbarg ich mich in der Tiefe der nahen Gewässer.

Bang auch hatte zur Flucht sich gewandt der symä'thische Jüngling:

»Rette mich, ach, Galatea, ich bitt' euch, rettet mich, Eltern!«

Rief er. »In euer Gebiet gebt mir, dem verlorenen, Einlaß!«

Hinter ihm kommt der Cyklop, und ein Stück vom Berge gerissen

Schickt er ihm nach, und wiewohl zu jenem die äußerste Ecke

Nur von dem Berge gelangt, ward ganz doch Akis verschüttet.

Was uns aber zu thun von dem Schicksal einzig vergönnt war,

Thaten wir: daß sich die Kräfte des Ahns aneignete Akis.

Unter der Masse hervor floß punisches Blut, und nach Ablauf[91]

Kurz andauernder Frist fing an zu verschwinden die Röte;

Farbe des Stroms, den Regen getrübt, ist nun zu gewahren;

Die auch klärt sich gemach. Drauf spaltet sich berstend die Steinlast;

Schlank aufsteigend ersteht aus den Ritzen lebendiges Schilfrohr,

Und der geöffnete Fels tönt rauschend von quellendem Wasser.

Plötzlich, o Wunder, entragt bis zur Mitte des Bauches den Wellen,

Um sein neues Gehörn Rohrflechten gewunden, ein Jüngling,

Der, nur größer zu sehn und bläulich im ganzen Gesichte,

Akis glich. Auch so noch war er, gewandelt zum Strome,

Akis, und ständig verblieb bei dem Fluß vormaliger Name.

Damit war Galatea am Schluß, und die Töchter des Ne'reus

Trennten sich nun und schwammen zerstreut in ruhigen Wellen.

Scylla wanderte heim, denn sie wagte sich offenem Meere

Nicht zu vertrau'n. Bald irrt sie im durstigen Sande gewandlos,

Bald auch kühlt sie, erschöpft vom Weg, wenn grade sich darbot

Einsam liegende Bucht, in umschlossener Welle die Glieder.

Siehe, zerteilend die Flut ist ein neuer Bewohner des Meeres,

Der jüngst Wandlung erfuhr im euböischen Sund bei Anthe'don,

Glau'kus, genaht und betrachtet mit sehnlichem Auge die Jungfrau.

Alles, womit er vermeint die entfliehende halten zu können,

Sagt er zu ihr. Doch Scylla entflieht, und hastig in Schrecken

Klimmt sie zur Höhe des Bergs, der nah am Strande gelegen.

Hoch steht dicht an dem Sund, zur einzigen Spitze sich engend,

Unter den Bäumen gewölbt zu der Weite des Meeres ein Scheitel.

Hier, am sicheren Ort, steht jene und wundert sich, zweifelnd,

Ob ein Getier das oder ein Gott sei, über die Farbe,

Über das wallende Haar, das die Schultern bedeckt und den Rücken,

Und den gewundenen Fisch, der unten am Bauche sich anschließt.

Jener bemerkt's und spricht, an die Klippe gelehnt, die zunächst war:[92]

»Weder ein Wundergeschöpf, noch Seetier bin ich, o Jungfrau,

Sondern ein Gott in der Flut; und stärker gebieten den Wassern

Tri'ton und Pro'teus nicht und der Athamanti'de Palä'mon.

Eh'dem war ich jedoch ein Sterblicher, aber dem tiefen

Meere geneigt und in ihm schon damals immer beschäftigt.

Denn bald zog ich herauf die fischnachziehenden Netze,

Bald auch saß ich am Felsen und hielt am Rohre die Angel.

Nahe dem Ufer des Meers hinzieht sich ein grünender Anger.

Hier ist von Wellen der Strand und dort umgürtet von Kräutern,

Die mit dem Biß noch nie horntragende Rinder versehrten,

Nie auch friedliche Schaf' abrupften und struppige Ziegen.

Niemals sammelte dort von Blumen die emsige Biene,

Niemals flocht man dem Haupt dort fröhliche Kränze, und niemals

Hatte die Hand mit der Sichel gemäht. Ich saß als der erste

Dort im Rasen und ließ abtrocknen die triefenden Netze.

Um nach der Reih' indes die gefangenen Fische zu mustern,

Goß ich im Grase sie aus, die teils in die Netze der Zufall,

Teils leichtgläubiger Wahn an die hakige Angel getrieben.

Gleichwie Dichtung erscheint's; was frommt mir aber zu dichten?

Als sie berührten das Gras, da beginnt mein Fang sich zu regen,

Wirft sich herum und strebt auf dem Land ganz so wie im Meere.

Während verwundert ich stand und zögerte, flieht in die Wellen

Wieder der Schwarm und verlässet den Strand und den neuen Besitzer.

Staunend besann ich mich lang und forschete, wie es gekommen,

Ob das irgend ein Gott, ob Saft vom Gras es bewirkte.

›Was für Gras‹, so sprach ich, ›vermag das aber?‹ und Halme

Pflückt' ich mir ab mit der Hand und kaute sie zwischen den Zähnen.

Kaum nun hatte den Saft nichts ahnend die Kehle gesogen,

Als ich empfand, wie plötzlich die Brust unruhig bewegt war[93]

Und mir Verlangen das Herz hinzog nach dem anderen Reiche.

Lang nicht konnt' ich bestehen den Drang: ›Für immer, o Erdreich,

Leb denn wohl!‹ so sprach ich und tauchte den Leib in die Meerflut.

Aber die Götter des Meers, mir gönnend gemeinsame Ehre,

Fordern Oce'anus auf und Te'thys, von hinnen zu nehmen,

Was ich Sterbliches trug. Von ihnen empfang' ich die Weihe:

Während mich läutert von Schuld neun Male gesprochener Zauber,

Heißt man mich baden die Brust in hundert bespülenden Flüssen.

Wallende Ströme sofort, von verschiedenen Seiten ergossen,

Drängen sich über mein Haupt und alle Gewässer der Meerflut.

Soweit kann ich dir noch kundthun, was mir sich begeben,

Soweit weiß ich es noch: bei dem weiteren war ich bewußtlos.

Als die Besinnung gekehrt, da fand ich mich wieder am Leibe

Gar nicht mehr wie zuvor und völlig verändert im Geiste.

Da nun sah ich zuerst stahlblau und grünlich von Farbe

Hier den Bart und das Haar, das lang hinstreicht in den Fluten,

Umfangreicher als sonst die Schultern und bläulich die Arme,

Unten die Schenkel gekrümmt zum flossigen Schweife des Fisches.

Doch was hilft die Gestalt, was Gunst bei den Mächten des Meeres,

Was die Vergötterung mir, läßt dich das alles gefühllos?«

Während der Gott so sprach und weiter gedachte zu reden,

Eilete Scylla davon. Wut faßt den Verschmähten, und zornig

Geht er zum Zauberpalast, wo haust die titanische Ci'rce.

Quelle:
[Ovidius Naso, Publius]: Ovids Metamorphosen. 3 Bde., Berlin 5[um 1911–1916], Band 3, S. 56-94.
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