An ***

[97] Wie süß du meiner Seele bist,

Ich weiß es nicht zu sagen!

Was still in meinem Innern sprießt,

Will nicht an's Licht sich wagen.

Vom Lenze, der in meiner Brust

Geweckt ein neues Leben,

Vermag ich, wollend und bewußt,

Den Schleier nicht zu heben.


Es sei! Wozu versucht ich auch

Ihn absichtsvoll zu lüften?

Du merkst den warmen Frühlingshauch

An seinen linden Düften.[98]

In meinen feuchten Augen siehst

Du Licht des Morgens tagen –

Wie süß du meiner Seele bist

Brauch' ich dir nicht zu sagen!

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 97-99.
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