Von Schimpff das 117.

[81] Die Seu wolten nit in das Wasser.


Kein elender Mensch ist uff Erden neher dem Tüfel und weiter von Got, dan da man mit Falscheit an dem Gericht umbgat, als etwan die Advocaten und Fürsprechen mit den Richtern thůn. Es was ein solcher Fürsprech, ich mein, er wer ein Doctor, des Hauß was an einem Wasser, da man die Süw weschet, wan man sie mesten wil. So gon sie zů dem ersten Mal gar ungern in das Wasser, biß sie sein gewonen. Da kam einer, der bracht wol zehen oder zwölff Sau, die wolten nit in das Wasser. Er treib sie wol ein halb Stund, sie lieffen als nebenuß. Da kam einer, der sprach: ›Gib mir ein Maß Wein! Ich wil dich leren, das sie selbs hinynlauffen!‹ Er gab sie im, da sprach er: ›Sprich also: Ir Schwein, üch můß als Not in das Wasser sein, als den falschen Notarien und Fürsprechen in die Hel ist.‹ (In nomine patris et filii et spiritus sancti, amen.) Diser Sawtreiber sprach also, da fielen die Sau in das Wasser, als wolten sie einander zertrucken, als wolt jegliche die erst sein. Das sahe als der Doctor, der ein Fürsprech was, und ward davon bekert und verließ die Welt und ward ein Barfůsser, ein groser Predicant, und hieß Johannes Parens und ward ein General nechst nach Sant Franciscen, ein heiliger Man.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 81.
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