Von Schimpff das 151.

[102] Das Weib segnet sich vor dem Pfaffen.


Es gienge uff einmal ein alt Weib an einem Morgen frü zů der Kirchen. Da begegnet ir ein Priester; da macht sie wol sechs oder acht Crütz für sich. Der Priester sprach zů dem Weib: ›Warumb segnen ir euch also vor mir? Ich bin doch nit der Tüffel.‹ Die Frau sprach: ›Es hat mir nie gefelt, wan mir ein Priester bekam an eim Morgen frü, das mir nit[102] denselben Tag etwas Widerwertigs zů Handen ist gangen.‹ Der Priester sprach: ›Es můß euch hüt auch nit felen‹, und nam sie bei dem Kopff und warf sie in das Kat und trat sie mit den Füssen und sprach: ›Hab dir das, biß dir me würt, und dir geschehe nach deinem Glauben!‹

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 102-103.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst