Von Schimpff das 172.

[112] Ein Hasenstosser gloryert uß eim Hasen.


Sterla in Latin, das heiß ich ein Hasenstosser, der het uff einmal ein grosen Hasen gefangen. Wiewol in übel hungert, noch so was er der Eren so geitig, das er gieng und vil Foglen den Hasen zöget, und gloriert daruß, wie er so ein gůt Speiß het gefangen. Der Haß gefiel den Falcken und den andern Föglen so wol, das sie dem Hasenstosser den Hasen namen und frassen in und flůgen mit hinweg. Da sprach der Hasenstosser: (Qui vult rem suam pandere, cupit illam perdere.)[112]

Also ist es auch geistlich, welcher etwas Gůtz thůt und wil von der Welt gelobt sein, der beraubt sich selbs des, der Seligkeit.

Es spricht Gregorius: Der wil beraubt sein, der seinen Schatz offenlich tregt. Die ire gůten Werck rümen, die thůn gleich als ein Henn; wan sie ein Ey gelegt hat, so facht sie an zů gaucksen und verrat sich selber und bringt sich selber umb das Ey. Hüt so fast ich, jetz so můß ich schwygen und deßgleichen. Der weltlich Rům ist ir Lon, und sollen kein Lon von Got warten sein.

Es spricht Crisostimus: In einem jeglichen gůten Werck sein zwei Ding (Honor et Premium) Eer und Lon. Eer und Rům gehört Got zů, der Lon gehört unß zů. Wan du nun Got dem Herren das sein nimest, das ist Eer in gůten Wercken, so wil er dir das dein auch nemen. Darumb so laß Got das sein, das ist Eer, so laßt er dir auch das dein, das ist der Lon. Gregorius spricht: (Sic fiat opus in publico, ut intentio maneat occulta.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 112-113.
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