Von Schimpff das 173.

[113] Ein Wolf ließ ein Kitzlin tantzen.


Es spricht Esopus, wie uff einmal en Wolff het ein feißt Kitzlin gefangen und wolt es fressen. Das Kitzlin sprach zů dem Wolff: ›Gůt Gesel, ee das du mich issest, man sagt, wie du so wol pfeiffen künst, mit dem Maul wißplen, pfeiff! So wil ich darzů dantzen.‹ Der Wolff ließ das Kitzlin gon und fieng an zů pfeiffen, das Kitzlin fing an zů schreien. Das erhorten die Hund und erlößten das Kitzlin von dem Wolff.

Also werden wir hie gelert, wan wir etwas Gůtz haben oder thůn, so sol man es mit Schweigen thůn. Man spricht: Das ist ein weiser Man, der seinen Nutz verschweigen kan und seinen Schaden sagen. Mir würd Bapeier gebresten, solt ich schreiben von denen, die Gelt, Gold und Schetz funden haben und haben es nit mögen verschweigen und haben sich sein beriempt und sein darnach darumb kumen. Etwan so hat es die Herschafft genumen, etwan verrechtet. Liß Nicolaum de Lira von dem Schätzfinden, wes es ist, über das Evangelium de thesauro abscondito in agro de viduis, Mathei 13.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 113.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst