Von Ernst das 182.

[119] Im Traum fraß einer Jesum.


Wir lesen von einem Tyrannen, der seinen armen Lüten hert was, Got wolt in mit einem semlichen Traum darvon ziehen. Im traumet uff einmal, wie er vor unser lieben Frawen Altar knüwet, und in kam ein groser Hunger an, und nam das Kindlin unser lieben Frauwen von irem Schoß und beiß im den Kopff ab, und aß es biß uff die Schultern, darnach aß er es biß uf die Bein, und darnach die Füß. Und da er erwacht, da erschrack er fast übel; und da es Tag ward, da gieng er zů seinem Beichtvatter und ließ im den Traum ußlegen. Da legt er im in also uß. Das Kindelin Jhesus wer der gantz Leib Cristi, der Cristenmenschen, die in seiner Herschafft weren, das Haupt und die Schultern weren die Prelaten in dem Land. Die andern Glider bedüten die ander undern Menschen, die er alle freß durch sein unzimliche Schatzung. Der Tyran glaubt im und bessert sich darab.

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 119.
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