Von Ernst das 203.

[128] Ein Testamentari ward ze Dot geschlagen.


Es sol es auch niemans sparen uff seine Fründ und Testamentary, das sie nach seinem Dot widerkeren. Es ist in kurtzer Zeit geschehen zů Metz, da was auch ein Wůcherer, der an dem letsten ein Burger bestalt, der im ein Eid schwůr, das er wolt das Gůt widerkeren, wie er es uffgeschriben het, nach seinem Dot. Da kamen seine zwen Sün und brachten vil Geltz, zweihundert Guldin, die wolten sie demselben schencken, er solt sie das Testament ires Vatters uff lassen richten. Der Burger sprach: ›Euwer Vatter hat mir sein Seel befolhen, er hat sie üch nit wöllen vertruwen. Ich kan es nit thůn; es wer seiner und meiner und euwer Selen Verdampnis.‹ Die zwen Sün sprachen als die Juden vor Pilato: ›Wir wöllen die Sünd uff unß nemmen.‹ Der frum Man wolt es nit thůn. Da schlůg der Sün einer den Man zů Dot.

Das waren frume Sün, die hetten iren Vatter lieb; mocht sich der arm Vatter wol in jener Welt fröwen, das er so grose Arbeit het uff Erdreich gehabt, das er sie reich mecht. Was meinen ir, das sie irem Vatter Gůtz nach hetten gethon, het inen ir Vatter die Sach befolhen? Also sein das nerrisch Lüt, die iren Weibern, iren Kinden und Fründen befelhen ir Selenheil. Wie sie es ußrichten, das sichstu alle Tag wol.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 128.
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