Von Schimpff das 217.

[137] Fründ kamen in die Ee.


Es was ein Bischoff; in derselben Stat waren zwey Menschen, die hielten Huß mit einander, die waren nahe Fründ, man bant und strafft sie, man kunt sie nit von einander bringen. Sie embotten dem Bischoff, er wolt sie zůsamengeben, das sie Eelüt weren, und begerten einander zů der Ee. Der Bischoff sprach, es möcht nit sein, es wer in dem dritten Grad. Nit lang darnach gab er sie zůsamen in die Ee und dispensiert mit inen. Es stůnd nit acht Tag, da wurden sie einander spinnenfeind und kamen zů dem Bischoff und begerten beide Divorcium, das er sie scheiden wolt. Der Bischoff thet es auch und sprach: ›Sehen ir, lieben Kind, durch die grose Krafft des Sacramentz der heiligen Ee ist der böß Geist ußgetriben worden, der vor da wont.‹

Darumb spricht Franciscus Petrarcha: Es ist sorglich Weiben oder Mannen, ein Ding, das so lang weren sol, des solt man nit so bald müd werden; und ein Ding, das sorglich ist, wie es geradt, solt man nit mit semlichen Fröden anfahen, als die Ee ist, mit Springen und Singen etc.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 137.
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