Von Schimpff das 240.

[154] Der Hirtz brach ein Bein entzwei, wolt kein Wein mer trincken.


Es het einmal ein Edelman ein Hirtzen, der was zam und gieng also vor dem Tisch mit seinem schönen Gehürn und kunt Wein und Bier trincken. Uff einmal het er zů vil getruncken, das er frölicher was dan sunst, das er sprang und gumpet, und wie er die Sach übersahe, das er in die Blöcher sprang, das er ein Bein zerbrach. Darnach wolt er sein Lebtag weder Wein noch Bier getrincken.

Der Hirtz was auch witziger dan mancher Mensch, die sich selber siech sauffen oder sunst inen Schand anlegen, und darnach sauffen sie wie in dem Anfang. Franciscus Petrarcha schreibt in Epistola 35 vil von der Trunckenheit (de rebus famili.): Der erst Becher vol, den man trinck, der gehört zů dem Durst (ad sitim). Der ander zů Fröden, der drit zů dem Glust, der fierd zů der Trunckenheit, der fünfft zů Zorn, der sechst zů Zancken und Kriegen, der sibent zu Grimikeit, der acht zů dem Schlaff, der nünd zů dem Siechtagen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 154.
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