Von Schimpff das 244.

[155] Noe schut fiererlei Blůt zů den Reben.


Wir haben in dem Bůch der Geschöpfft an dem 9.: Da Noe nach dem Sindtfluß die Weinreb fand und sie buwet und tranck des Weins und wißt nit sein Krafft und entschlieff und lag bloß mit seiner Scham. Spricht der Meister in den Hystorien (Sicut repletionem): Wie der[155] Fül der Speiß gat nach böser Glüst, also folgt nach der Trunckenheit Entblösung der Hüfften. Da lesen wir in andern Hystorien, da Noe die Reb wolt setzen, da macht er fier Grůben; zů der einen schüt er Affenblůt, zů der andern Süwblůt, zů der dritten Scheflinblůt, zů der fierden Lewenblůt. Deren Thier Eigenschafft haben die truncken Lüt an inen.

Die ersten sein wie die Affen; sie springen und sein gůter Ding; und sol einer wol ein Rip in dem Leib entzwei fallen, er würt sein nit gewar biß an dem Morgen, so er nüchtern worden ist. Das sein Affen; was sie sehen thůn, das wöllen sie auch thůn. Die andern sein Süw; wan sie truncken sein, so spüwen sie und kotzen und ligen eben als mer under dem Banck als daruf und bleiben in dem Mist ligen wie die andern Süw. Die dritten sein Lemlin; wan sie vol sein, so sein sie an dem geistlichsten und sagen von Beichten, von der Hel und beweinen ir Sünd, ja das truncken Ellend, sie wöllen alle Welt reformieren, und morgens wissen sie nichtz darumb. Die fierden sein wie die Lewen; wöllen fechten, stechen und hawen und wöllen alle Welt dot haben. Da nem jeder Exempel, welchem er gleich sei.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 155-156.
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