Von Schimpff das 246.

[157] Der ward trunken von dem Versůchen.


Auch liß ich von einem, der zert nit mit den Gesellen; er gieng aber sunst hin und her und versůcht den Wein von einem zů dem andern und ward also truncken, das er nit me gon kunt. Einer sprach zů im: ›Du bist truncken; lůg, wie gastu!‹ Er sprach: ›Ich hab doch nit gezert.‹ Der ander sprach: ›Es ist war, du hast aber den Wein versůcht, biß das du vol bist worden.‹

Die Exempel ist wider die Menschen, die dy Werck der Unküscheit nit wöllen thůn; sie wöllen es aber versůchen, das ist Lust in den Gedencken haben, davon Dotsünd entspringen mag. Darumb in dem Anfang der Gedencken sol man Widerstand thůn; wan von den Gedencken kumpt man zů den Wercken. Wer nit wil von einem Fleisch essen, der sol auch der Briegen nit trincken. Wa der Schlangen der Kopff hinyngat, da gat der gantz Leib auch hinyn. Die Gedencken sein das Haupt der Schlangen. (Ecclesiasti. 21. Quasi a facie colubri fuge.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 157.
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