Von Schimpff das 289.

[183] Ein Gauch het fünfmal gucket.


Es ward ein alt Weib kranck, das ermant man zů der Beicht und zů der Penitentz, dan sie würd sterben. Die Frau sprach: ›Ich weiß wol, das ich diß Legers nit stirb.‹ Man fragt sie, wie sie es wüst. Die Frau sprach: ›Da ich zů dem nechsten bin durch den Wald gangen, da hat mir der Guckgauch fünffmal geguckt, und ich stirb noch in fünff Jaren nit.‹ Aber sie erlebt den andern Tag nit. Die was eine grose Nerrin, das sie meint, Got solt dem Guckgauch offenbaren, wie lang sie noch leben solt, der es seinem lieben Fründ David nit geoffenbart hat, da er in bat: (Psal. 38. Notum fac mihi finem.) ›Her, mach mir offenbar mein End, das ich erken, was mir gebrest!‹

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 183.
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