Von Schimpff das 33.

[27] Einer danckt, wan man ihn klagt.


Als dem Narren geschach, was auch uff ein Zeit ein Sun, dem starb sein Vatter. Da man in nun begraben het und man da stůnd, und jederman kam da zů im und klagten in, wie dan in etlichen Steten oder Dörffern Gewonheit und brüchlich ist. Und wan man dan in klagt seins Vatters halben, so sprach er: ›Got wöl, das euch euwer Vatter sterb; so will ich euch auch kumen klagen.‹ Also het man in auch witzig geacht, het er geschwigen.

Darumb ler jederman syns Munds warnemen und lůg, was er red. Wan bei seiner Zungen würt einer erkent, uß welchem Land er ist und was er für ein Mensch ist. Man spricht gemeinlich also: ›Man begreifft ein Ochsen bei den Hörnern, und den Man bei den Worten.‹

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 27.
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