Von Schimpff das 410.

[244] Malen umb die Meisterschafft.


Es hetten uff einmal zwen Meister einander ußgebotten, zů malen umb die Meisterschafft. Der ein malt ein Roßmerhen, und da sie ußgemacht was, da ließ er ein reisigen Hengst darzůfüren, und da das Pferd die gemalt Merhen sahe, da fieng es an zů schreien und zů springen, das sich alle Herren, die darbei waren, darab verwunderten an dem meisterlichen Stück. Sie giengen in des andern Meisters Huß, der fürt sie in ein Sal, da stůnden vil hübscher Bett in. Der ander Meister sprach: ›Meister, wa ist euwer Malery, die ir gemalt haben?‹ Er sprach: ›Ziehen dort den Umbhang hinder sich, so finden ir es.‹ Da der Meister darnach greiff, da was es kein Umbhang, er was dar gemalt. Nun raten, welcher es gewunnen hab!

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 244.
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