Von Schimpff das 492.

[285] Fil Dieb waren bei einander.


Jullius schreibet, wie vil Dieb in einer Geselschaft bei einander waren, und in einem Wald hetten sie ein Loch, da kamen sie alwegen zůsamen, und was einer gestolen hat, das bracht er mit im, und wolt jeglicher der gröst Dieb sein und der herlichst. Es fügt sich, das einer gar ein hübschen silberin Kopff bracht. Da sprach ir Oberer under inen: ›Das Kleinet sol mir keiner nemen, ich wil es für mich haben.‹ Über acht Tag brachten sie die Kleinet aber herfür und wolten es besehen, da was derselb Kopf nit me da. Da sprach der Öberst: ›Ir Gesellen, ich sihe wol, das Dieb under unß sein.‹

Also hassen die Falschen die Falscheit under inen selber.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 285.
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