Von Schimpff das 504.

[290] Julia ließ sich kal machen, ee Zeit.


Der Keiser Octavianus het ein Dochter, die hieß Julia. Und sie het grau Har, und allemal sassen ire Junckfrawen über sie, und wan sie ein grau Har funden, so zogen sie es uß, und darnach wurden die schwartzen auch grau. Und uff einmal kam der Keiser in den Sal, da sassen die Junckfrawen aber über ir und süchten ir aber grawe Har. Da erschrack sie fast übel, und die grawen Har, die sie ir uß hetten gezogen, die wicklet sie zůsamen und stieß sie in den Bůsen. Der Keiser gieng wider hinweg und thet, als het er es nit gesehen, und ließ sie machen.

Und darnach wol über acht Tag, da man zů Tisch saß, da sprach er zů seiner Dochter: ›Julia, welches wer dir an dem allerliebsten, gantz grau sein uff dem Haupt oder gantz kal?‹ Sie antwurt: ›Her Vatter, ich wolt lieber gantz grau sein, dan gar kein Har haben.‹ Der Keiser sprach: ›Warumb lastu dir dan deine Junckfrawen die grawen Har alle ußziehen?‹ Er meint, die schwartzen Har würden alle grau, und sie würd kal werden, ee es Zeit würd; darumb solt sie es lassen bleiben.

Franciscus Petrarcha hat vil von im, ist hie auch etwas von im.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 290-291.
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