Von Schimpff das 506.

[291] Ein kriechischer Poet gab zwen Heller.


Der Keiser Octavianus was ein groser Poet und ein Orator. Es fügt sich uff einmal, das ein arms Poetlin Grecus der het gern ein Gab von dem Keiser gehebt und kam zů im uff der Straß und grüset in und bot im ein Bapeierlin, daran het er etlich Verß und Carmina geschriben. Der Keiser thet eben, als sehe er es nit oder er wolt es sunst nit. Und uff ein andermal empfieng er es von im und bot im ein ander Brieflin; da het der Keiser auch Verß geschriben, gleich als wolt er ein Verß mit dem andern[291] Verßgeben bezalen und vergleichen. Da der Grecus, das Poetlin des Keisers Verß gelaß, da greiff er in sein arm alt und zerrissen Deschlin und zohe zwen Heller heruß und bot sie dem Keiser und sprach: (Non plus habeo, non plus dabo). Der Keiser nam die zwen Heller und fieng an zů lachen, das er hotzlet, und alle Herren und alle seine Diener, die da waren. Also kam der Keiser dem armen Poetlin zů Hilff in seiner Armůt.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 291-292.
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