Von Schimpff das 507.

[292] Der Müller treib einen Esel.


Der groß Alexander solt uff einmal ein grose Schlacht thůn und thet den Götten ein Gelübt, wan er morgens heimkem, und das erst Haupt, das im begegnet uff der Brucken, das wolt er inen opffern. Da er nun die Schlacht gewan und da er an dem Morgen über die Bruck reit, da bekam im ein Müller, der treib ein Esel geladen mit Secken vor im anhin und wolt zů der Mülin faren. Der Künig sprach: ›O Müller, du hast mich betrogen. Ich můß dich uffopffern, ich hab also ein Gelübt gethon.‹ Der Müller sprach: ›Lieber Her, ich bin nit das erst Haupt, mein Esel ist vor mir gangen.‹ Also behielt der Müller im selbs sein Leben, und opfferten denselben Esel uff.

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 292.
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