Von Schimpff das 523.

[301] Der Storck bicket einem anderen Storcken ein Aug uß.


Es het ein Storck einem andern Storcken ein Aug ußgebickt mit seinem Schnabel. Das was im so leid, das er uß dem Land fliehen wolt; und da er also flohe, da kam ein anderer zů im; dem sagt er es, wie es im gieng und wa er hin wolt. Diser sprach zů im: ›Hastu den Schnabel bei dir, damit du den Schaden gethon hast?‹ Der Storck sprach Ja. Diser sprach: ›So blyb nur hie! Wan das du hie hast gethon, denselben Schaden magst du anderßwa auch thůn. Wiltu aber hinweg, so laß den Schnabel hie!‹

Der Schnabel bedüt den eignen Willen oder ein böse Gewonheit. Wa wir hinkumen, so wöllen wir unsern eignen Willen haben und thůn, wie wir gewont haben. Darumb so thůn wir unß selbs grosen Schaden.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 301.
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