Von Ernst das 525.

[302] Cista hieß die Weiber Schleier spreiten.


Die Ungerer heten ein Krieg wider die Böhemer und hieß der Ungerer Hauptman Cista. Die Böhemer kamen uff die Ungerer mit einem reisigen Züg. Cista nam sich an, als wolt er fliehen, und gebot den Metzen und Frawen, die mit seinem Züg zugen (wan wen 10 dusent Reisiger seien, so sein 20 dusent Metzen darbei), das sie solten ire Schleyer und Fürtücher in den Weg spreiten. Nun was die Gelegenheit des Lands also, das die Böhemer můsten absteigen und zu Fůß gon, da kamen inen die Lumben in die Sporen und kunten nit darfor gon. Da kart sich Cista mit seinem Folck widerumb umb, und erschlůgen die Böhemer alle; wan sie kunten nit fliehen vor den Lumpen.

Also ist es noch, geistlich davon zů reden, das mancher nit kan kumen zů dem Himel vor den Schleiern und vor den Lumpen; die Weiber und die Metzen ligen in dem Weg. Es sei schon in der Ee oder usserthalb der Ee, wil einer messenglich leben, so wöllen sie vol sein. Sie wöllen kostliche Kleider haben, sie wöllen nit umbsunst in der Bůlschafft des Tüffels sein. Darumb můß mancher stelen, rauben und falsche Gewerb treiben, das er sein Frawen erziehen mög; sein Rent und Gült mag es nit ertragen. O wie vil werden in geistlichem und weltlichem Stant gehindert von den Lumpen! Darumb sprach Christus in dem Evangelio (Luce 12. Sint lumbi vestri precincti). Gürten uff euwere Lumpen, wan man kriegen wil und einander in der Reiß schlagen sol! Dan wan einem die Kleider für die Füß hangen, so kan er nichtz thůn.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 302.
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