Von Ernst das 536.

[306] Zwen Ritter, der ein blöd.


Es warent zwen Ritter, die zogen gewonlich mit einander in den Krieg. Der ein was blöd und schwach, der ander was starck. Der erst überwand alwegen und gewan Gůt und Eer, der ander lag alwegen under. Das verwundert die Menschen, und einer sprach, da man also darvon ret: ›Lieben Herren, es sol euch nit verwundern, wan ir beider Leben und Wesen ansehen. Der Blöd ist ein frum, gotzförchtig und gerecht Man. Der ander ist ein leicht und ein můtwilliger Man, darumb legt er kein Eer yn.‹

Das hat ein Fundament in der Bibel, und besunder an dem Bůch der Richter. Wan die Kinder von Ißrael wider Got hetten gethon, so weren sie gefangen und erschlagen uß irem Land gefürt von iren Feinden. So sy aber in Gotz Gnad und Huld waren, so mocht inen nieman Widerstant thůn. Darumb sol sich niemans verwundern, das man etwan Schand ynlegt in Kriegßlöffen, da man Got lestert, schmecht, sufft und spilt und inen so vil Metzen nachziehen, und besunder wan man Frawen, Priester und die Kirchen schmecht.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 306-307.
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