Von Schimpff das 83.

[58] Der Tüfel nam Aplosbrief und den Man.


Zwen Burger giengen uff ein Zeit uß einer Statt gen Rom, Ablaßbrieff da zů überkumen. Der ein was reich und het vil Geltz und mocht sein Brieff wol lösen und an dem letzten zů absolvieren für Pen und Schuld. Der arm Man bycht schlechtlich zů Rom, und zohen mit einander wider heruß. Uff dem Weg gloriert der Reich von seinem Gewalt und seinen Brieffen, und was ein groß Ding.

Es fügt sich nach etlichen Jaren, das der arm Man starb und kam in die Hel. Nach etlichen Jaren starb der Reich auch und kam auch in die Hel. Der arm Man sprach zů dem reichen: ›Wie bistu auch hie? Wa sein deine Brieff, von denen du gloriertest? Haben sie dich nit geholffen?‹ Der Reich sprach: ›Loß, gůter Gesel, wie es mir gangen ist! Da ich solt sterben, da ist ein ungelerter Tüffel kumen und hat mich und den Brieff hinweg gefürt, und kunt den Brieff nit lesen, und sein mir die Brieff verbrunnen. Also bin ich auch hie.‹

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 58.
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