Von Schimpff das 93.

[64] Der Tüfel fůr mit eim in ein Turnier.


Uf einmal beschwůr man eine junge Dochter. Da was ein Ritter, ein Weltkind, der wolt uff ein Turnier in einer Faßtnacht, die die Edlen in dem Land hatten angeschlagen, und was im das Ort an dem Weg, da man sie beschwůr; er wolt auch dar. Da er noch weit von dem Dorff was, da lacht der Tüfel durch die Dochter und sprach: ›Mir würt schier ein gůter Frünt kumen.‹ Man sprach: ›Wer ist der?‹ Die Junckfrau sprach: ›Ir werden in wol sehen über ein Weil; er ist nit weit, er kumpt.‹ Da er zů der Kirchen yngieng, da stůnt dy Dochter uff und gieng im entgegen und bot im die Hand und hieß ihn wilkumen sein und sprach: ›Das ist mein Frünt, von dem ich gesagt hab.‹ Der Ritter sprach: ›Was bekümerstu die arme Dochter?[64] Du soltest mit mir in den Turnier faren‹. Der Tüffel sprach: ›Erlaub mir, in deinen Leib zů faren! So wil ich mit dir‹. Der Ritter sprach Nein. Der Tüffel sprach: ›Laß mich in deinen Sattel faren!‹ Der Ritter sprach Nein. Der Tüffel sprach: ›Wahin wiltu mir dan erlauben?‹ Der Ritter erbarmt sich über die Dochter und het sie gern ledig gemacht und sprach: ›Wiltu mir ein Eid schweren, das du bei mir on Schaden wilt sein, und wilt von mir weichen, wan ich wil, so wil ich dir erlauben, in ein Falt an meinem Rock an dem Rucken zů faren.‹ Der Tüffel sprach Ja und schwůr im ein Eid. Also weich er mit einem grosen Gethön von der Dochter und fůr dem Ritter in seinen Rock.

Da der Ritter nun uff das Stechen kam, da lag er allen Edlen ob; er stach Roß und Man nider und legt grose Eer yn. Und wan der Ritter das geweicht Wasser nam, so sprach der Tüffel: ›Lůg, das du mich nit treffest!‹ Der Ritter sprach: ›Mit Willen wil ich es nit thůn.‹ Und wan der Ritter zů lang in der Kirchen betten wolt, so sprach der Tüffel: ›Wie lang wiltu murmlen? Es ist dolme gnůg‹ etc.

Da nun alle Ding uß waren und der Ritter wider heim kam, da sprach er zů dem Tüffel: ›Ich gib dir Urlaub. Far hin on Schaden, als du mir verheissen hast!‹ Da sprach der Tüffel: ›Warumb? Du hast doch Glück und Heil, Eer und Lob von mir gehabt.‹ Der Ritter sprach: ›Es ist war, aber ich wil mich in ein ander Leben schicken. Wan der Schimpff zů dem allerbesten ist, so sol man uffhören.‹ Der Tüffel sprach: ›Ich můß mein Eid halten; darumb so far ich darvon.‹ Diser Ritter bessert sein Leben und wolt des Tüffels Frünt nit me sein, und wan er zů geistlichen und gelerten Lüten kam, so sprach er in Schimpfes Weiß: ›Wir Stecher, Rüter und Turnierer sein recht Lüt; wir treiben die bösen Geist uß, und sein unß gehorsam.‹

Hie sollen wir leren des bösen Geists müsig gon und deren, die mit im umbgon und Rat von im nemen, als die Warsager gestolen Gůt widerbringen, wiewol es nützlich möcht sein. Du solt ee manglen und siech sein dan des Tüfels Hilff sůchen; wan er Gotes Feint ist, und Got hat gebotten, man sol nichtz mit im zů schaffen haben. Wan einer diser Stat Feint wer, und du hest vil Gemeinschafft und Heimlicheit mit im, wiewol er dir nützlich wer, noch so hüw man dir den Kopff ab. Also hie auch.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 64-65.
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