Von Schimpff das 577.

[328] Die sassen uff den Esel und trůgen in.


Es sprach ein Vatter zů seinem Sun: ›Kum, lieber Sun! Ich wil dir der Welt Lauff zögen.‹ Und giengen über Feld und fůrten ein Esel an der Hand und kamen in ein Dorff. Da sprachen die Buren: ›Sehen, was Narren sein das! Sie füren den Esel an der Hand, und möcht wol einer daruff sitzen.‹ Da sie für das Dorff kamen, da saß der Alt uff den Esel, und der jung Knab fürt den Esel. Da sie in ein ander Dorff kamen, da sprachen die Buren: ›Sehen, der Alt reit, und der Jung můß den Esel füren.‹ Da sie zů dem dritten Dorff kamen, da saß der Jung uff den Esel, und der Alt fůrt in. Die Buren beretten es und sprachen, der Jung rit und der Alt gieng. Da sie zů dem fierden Dorff kamen, da sassen sie beid uff den Esel. Da sprachen die Buren: ›Sehen, die wöllen den Esel zů Dot reiten; sie sitzen beide daruff.‹ Da sie zů dem fünfften Dorff kamen, da trůgen sie den Esel an einer Stangen. Da sprachen die Buren: ›Die tragen den Esel an der Stangen, er trüg sie wol beid.‹

Da sprach der Vatter zů dem Sun: ›Sichstu, lieber Sun, wie wir im haben gethon, so ist es nit recht gewesen. Darumb so thů du recht, das du meinst, das Got gefellig sei, und laß die Lüt reden an ein Kerbholtz!‹ Got kan nit jederman recht thůn, als das Verßlin spricht: (Multum deliro, si cuique placere requiro. Cuncta qui potuit, hac sine dote fuit.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 328-329.
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