Von Ernst das 624.

[345] Wie Göppingen verbrunen sei.


Es ist ein Stat in dem Schwabenland, die heißt Geppingen, da der Suerbrun ist, da was ein alt Fröwlin, ein alte frume Frau und het den Imbis bei den Burgern etwan offt in der Wochen. Das spräch allemal: ›Es würt bald ein grose Straff über die Stat gon.‹ Und da es die Red lang getreib, da fragten es die Herren, was Straff es würd sein. Das Fröwlin sprach: ›Feüernot.‹ Die Herren sprachen: ›In welchem Huß würt es angon?‹ Sie sprach: ›Jn des N. Burgers Huß.‹ Derselb gůt frum Man zog uß der Stat und macht ein Hütlin in ein Garten, darin wont er. Die Herren[345] sprachen zů im, er solt wider heimziehen; sie wüßten wol, das er nit mit Vorteil die Stat verbrant. Nit lang darnach gieng es in demselbigen Huß an, und verbrant gar bei die gantz Stat.

Ist hie zů leren, das etwan semlich Warnung semlicher schlechten armer frumer Menschen nit sein zů verachten. Wan Got semlichen etwan vil me offenbart dan den grosen Hansen und stoltzen Gelerten, als der Her in dem Evangelio sprach: (Mathei 11. Confiteor tibi, pater celi et terre etc.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 345-346.
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