Von Schimpff das 653.

[363] An des Pfaffen Bett hofiert einer.


Ein Priester gieng über Feld, ein hübscher Her. Uff dem Weg sties uff in ein Spotfogel, der was gar wild bekleidt. Sie giengen mit einander in ein Wirtzhauß. Da man essen wolt, da satzt man den Herren an des Wirtz Tisch; der gůt Gesel sas unden an eim anderen Tisch bei der armen Rot. Die Wirtin hofiert dem Priester, legt im für und manet in, das er eße. Der güt Gesel sas dort; nieman sagt etwas zů im, ob er eße oder trenck etc. Da man schlaffen solt gon, da legt man sie an zwei Bet in ein Kamer, als die mit einander waren kumen. An dem Morgen stůnd der Priester frü uff und gieng hinweg. Der Abenthürer stůnd uff und hofiert an des Pfaffen Bett ein grossen Baurenfigel und ein große Lachen, dackt das Bett widerumb zů und legt sich wider an sein Bett.

Da es heller Tag was in dem Summer, da sprach die Wirtin zů der Kellerin: ›Sein die Gest uffgestanden?‹ Sie sprach: ›Der Her ist vorlangest hinweg, er hat sein Zeit hie gebettet. Aber den anderen Gesellen in dem wilden Kleid haben wir noch nit gesehen.‹ Die Wirtin sprach: ›Er hat recht weidlich getruncken; ich můß gon lůgen, ob im etwas gebrest.‹ Gieng in die Kamer, sties den Laden uff und warff die Deckin uff, fieng an zů schreien und zů segnen, sprach: ›Heilges Kreütz, was ist das für ein Wůst!‹ Der Gesel richtet den Kopff uff und sprach: ›Was ist da, was gebrist üch?‹ Die Wirtin sprach: ›Wie hat der Pfaff gethon, das er also in das Bett hat gehofiert?‹ Der Gesel sprach: ›Das ist kein Wunder, das er in das Bet hat gehofiert. Es ist ein Wunder, das er nit das gantz Haus vol hat gemacht. Es war doch necht des Fürlegens, des Hofierens kein End.‹

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 363-364.
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