Von Schimpff das 672.

[376] Fier verbranten ir Meuler.


Es giengen fier Ordensman, fier Brüder mit einander über Feld, kamen in ein Wirtzhuß, wolten zů Imbis essen und waren fast hungerig. Der Wirt satzt inen ein gůt Weißmůß für, das was fast heiß. Der erst fůr mit dem Löffel darein und dem Maul zů und verbrant das Mul, das im die Augen überlieffen. Der ander fraget in, warumb er weinet. Er sprach: ›Mir ist kurtzlich mein Můter gestorben, an deren Dot hab ich gedocht, hab mich Weinens nit mögen überheben.‹ Da sprach der ander: ›Man sol jetz eßen, nit weinen.‹ Da fůr er auch mit eim Löffel vol Můß dem Maul zů, verbrant den Rachen, das im auch die Augen überlieffen. Der drit fragt in, warumb er weinet. Er sprach: ›Ich gedenck an meines lieben Vatters Dot.‹ Da verbrant er auch das Mul und sprach: ›Ich gedenck an meine große Fründ.‹[376] Der fierd weinet auch. Sie fragten in, warumb er weinet, und lachten. Er sprach: ›Ich wein, das ir all Schelck und Bůben sein, und das etwan so heilig Vetter in ewerem Orden sein gewesen.‹

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 376-377.
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