Von Ernst das 689.

[386] Malchus lert von den Omeissen.


Ein heilger Bartman Sant Iheronimus schreibt in dem Altvatterbůch von einem geistlichen Brůder, der hies Malchus. Der was in einer Gemein oder Samlung, da fil geistlicher Brüder bei einander Got dienten. Der kam zů seinem Apt, sprach: ›Vatter, mir ist, das ich in der Gemein nit also gerüwig mög Got dem Herren dienen, als wan ich alein in der Wüstin wer.‹ Der Altvatter sprach im das ab und sagt im, es wer ein Anfechtung des bößen Geists, und das me Anfechtung in der Einikeit weren dan in der Gemein. Es was umb keins, diser Malchus wolt nit ablon. Der Abt erlaubet im, da fůr er darvon.

Nun můst er durch ein sorcklichen Wald gon, ee er kam, da er hinwolt. Da waren vil Bůben und Mörder in, als wan einer durch den Otenwald solt gon, da niemans allein gieng, ein Rott gieng alwegen mit einander. Malchus wust auch nit, was Got über in verhengen wolt. Also giengen iren wol 6 oder 7 Frawen und Man mit einander. Da sie in den Wald kamen, da warden sie all gefangen und uff einem Marckt in einer Stat verkaufft, also das ein reicher Her Malchum kauffet und andere Frawen mit im nach heidischer Gewonheit. Da befalch der reich Man Malcho sein Herd Fichs und machet in zů einem Hirten. Das Ampt verbracht er trüwlich, und das Fich nam fast zů.

Da forcht der Her, das im sein Knecht Malchus entlieff, und wolt im ein Frawen geben; wan er dan Kind überkem und ein Weib het, so belib er dester ee, und ret mit im von der Sach. Aber Malchus wolt es nit thůn, er wolt keiner Frawen, er wolt allein arbeitselig sein. Der Her tröwet im und hielt in hert, das er es můst thůn, und gab im deren eine zů eim Weib, die mit im waren gefangen worden. Da er zů Nacht solt beiligen in seinem Hütlin, dan es waren nit vil kostlicher Bet da, da sagt er seiner Frawen, wie er in einem Kloster wer gewesen und het sein Küscheit Got dem Heren gelopt und wie es im ergangen wer, und zoch sein Messer uß, als wolt er sich selbs erstechen. Sie sprach: ›Das solt du nit thůn. Ich wil Küscheit mit dir halten.‹ Also bliben die zwei bei einander frum, liessen den Herren in dem Won, sie mechten Kindlin mit einander etc.

Und wan Malchus also des Fichs hütet, so sach er, als wie die Omeissen haußhielten in iren Huffen. Eine trůg yn, die ander halff ir, die drit weiß sie den Weg, die fierd begrůb die Doten etc., jetliche det etwas. So schlůg dan der Malchus in sich selber und gedacht dan: ›Also gat es auch zů in dem Kloster, keiner gat müßig, sie helffen all einander. D warumb bleib ich nit da? Wer[387] ich widerumb da!‹ Und sagt es seiner Frawen, er wolt widerumb dar. Sie sprach: ›So wil ich mit dir.‹ Sie rusten sich uff die Fart und stochen zwei Schwein nider und bereiteten das Fleisch nach Gewonheit des Lands mit Mörsaltz, das es lang mocht bleiben, und die Fell heten sie zamengeneyt, bliesen sie auff und legten sie uff ein Wasser und schwamen mit dem Fleisch über das Wasser, und eilten darvon.

Der Her ward ynnen, das im der Hirt mit dem Weib entrunnen waren. Er macht sich uff mit eim Knecht uf zwei Kemelthier und ylet inen nach. Malchus ward ir sichtig, sprach: ›Frau, mir sein des Dots. Der Her kumpt mit einem Knecht. Wahin wellen mir?‹ Und sicht umb sich, da sach er ein Loch, ein Hülin, die gieng ferr in das Erdtreich hinein. Da dorfften sie nit fer hinderhin gon; wan er forcht Scorpiones und Lewen, die dahinden weren, und fand ein Nebenloch, da schmuckten sie sich hinein. Der Her kam hernacher und het sie vor seinen Augen verloren; doch so sach er die Fůßtrit, das sie do hinein waren geschloffen. Der Knecht steig ab und růfft inen heruß und sprach: ›Ich sihe wol, sie schweigen stil.‹ Der Knecht gieng in die Hülin und gieng zů fer hinyn. Da saß ein Lewin yn mit einem Jungen, die erwürget den Knecht und fraß in. Der Her gedacht: ›Ir sein zwei, sie haben in erdöt‹, und gat auch hinyn. Die Lewin dot in auch.

Da forcht sich Malchus übel, und die Lewin nam ir jungs Lewlin in das Mul und trůg es hinweg. Ein Lewin hat einer Katzen Art an ir; wan ein Katz merckt, das man weiß, wa sie ire Jungen hat, so vertregt sie es. Da Malchus sahe, das die Lewin im Stat gab hinwegzůgon, da danckten sie Got dem Herren und sassen uff die zwei Kemmesthier und kamen in etlichen Wochen zů dem Kloster und dienten Got.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 386-388.
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