Das dreyzehende Capitel.

Wie D. Faustus einem Ritter ein Hirschengeweih an den Kopff angezaubert hat.

[454] AN deß Käisers Maximiliani Hof war damals ein Ritter, (L. Baro ab Hard.) derselbe legte sich an das Fenster, und sahe von dar, wer in dem Vorhof aus und ein gienge. Es war aber ein heisser Tag, und weiln zur Zeit dem Ritter ein Nachmittag-Schläfflein zugienge, entschlieff er an dem Fenster. Dieses wurde nun von etlichen, die dem Ritter nicht wol wolten, dem D. Fausto kunt gethan, gaben unter andern für, daß der Ritter nicht viel von seiner Kunst halte, u.s.w. solte ihm derhalben eine Schalckheit anthun. D. Faustus [437] ließ sich nicht lang erbitten, und verzaubert dem schlaffenden Ritter ein Hirschengeweih an seinen Kopff. Und als Käiserl. Maj. auf eine Stund lang wolten ausfahren, beruffte man deßwegen die Edelen am Hof durch einen Trompeten-Schall mit zur Folge, welches als der gehörnete Ritter vernommen, wolte er eilends sich auch aufmachen, und dabey finden lassen, allein er vermochte solches nicht, wie sehr er sich bemühete: dessen musten nun alle andere, auch so gar das zulauffende Frauenzimmer genugsam lachen; bis ihm letztlich auf Zusprechen, D. Faustus die Hörner wiederum abgethan. Da ihm denn wegen sothaner offentlicher Beschimpffung der Ritter den Tod geschworen.


Anmerckung.

I. Es ist diesem Ritter fast ebenmässig geschehen wie dem Actæoni, von welchem Ovidius meldet, das ihn die Wald-Göttin in einen Hirschen verwandelt hat. Und Orpheus machet dem Midæ Eselsohren darum, daß er die Harpffe verachtet hatte. S. Augustinus zeiget an, daß Apulejus also einen verzauberten Trunck habe gethan, davon er Eselohren überkommen, und auch von andern für einen Esel gehalten worden.

Wie einsten Christ. Wagner, deß D. Fausti gewesener Famulus, zu Padua mit andern guten Freunden eine gute Weile frölich gewesen war, fähet einer unter ihnen an, und bittet Wagnern, er wolle ihnen[454] doch einmal einen kurtzweiligen Possen sehen lassen. Wagner antwortet und sprach, es wäre genug für dieses mal, er hätte nebens andern genug von ihm gesehen. Als er aber weiter anhielte, und nicht nachlassen wolte, spricht Wagner, wolan denn, es soll geschehen.

Bald darauf bekommt dieser Neubegierige einen Ochsenkopff mit grossen Hörnern, recht wie ein Ochs. Die Umstehenden fangen an seiner zu lachen und zu spotten: diß verdreust ihn nun, und will sich verantworten mit Schelten, fänget an zu brüllen und brummen wie ein Ochs. Und als er wolte einen Becher an das Maul setzen und trincken, vermöchte er solches nicht, denn die Lappen am Maul waren ihm zu groß. [438] Also hatten die andern ihre Phantasey, und gönneten ihm diesen Schalcks-Possen gar wol. Unterdessen kommt das Geschrey zu den Ohren seiner Madonna, die erfähret, daß ihr Mann ein Ochsenhaupt habe überkommen: sie gehet geschwind dahin, und befindet es also, machet sich derhalben mit losen Worten an Wagnern, und fluchet ihm sehr, warum er ihren Mann also verschimpffet hätte? Wagner gab der Frauen gute Wort, hieß sich zu frieden geben, es solte nicht lang wären; also thäten auch die andern, sagende, das er einen Possen begehret hätte, und so weiter; aber umsonst und vergebens. Dannenher wurd Wagner zornig, und zauberte der Frauen einen Kühkopff auf mit seinen Hörnern, darüber denn das Gelächter noch grösser ward, sonderlich da sich die Frau wolte unnütz machen, und hub an zu plerren.

Und als sie sahen, daß es mit dieser Verwandlung nicht anderst werden wolte, bat die gantze Gesellschafft den Wagner, daß er sie beyde von solchem Hörner-tragen wiederum erledigen wolte, welches er auch gethan. Hildebr. in Goet. p. 75.

Deß Böhmischen Königs Wenceslai Schwartzkünstler Zyto, ließ manchmal auf Zulassung des Königs, bey den Panqueten der Gäste ihre Hände zu Ochsenklauen, oder zu Pferdhufen werden, daß sie dieselbe nicht in die Schüssel bringen kundten, und also die Speisen musten unberührt lassen; bald setzte er ihnen, auf Erlaubniß deß Königs, Hirschengeweihe mit vielen Enden auf, wenn sie entweder den Kopff durchs Fenster gestecket, und ließ sie eine Weile in solchen Stand, daß sie auch den Kopff nicht wieder konten zuruck ziehen: darüber denn jedermann genug zu lachen begunte. Philand. in Expert. p. 508.

In Burgund hatte ein solcher Schwartzkünstler eine sehr schöne Jungfrau entführet, die er auf ein höltzern Pferd gesetzet, und durch die Lufft liesse fortreiten. Nun geschahe es, daß einer seines Gleichen in einem Schloß einer Gasterey beywohnete, da eben der Rauber vorbey zoge: dieser zwange den Jungfrau-Rauber mit seinem Beschwören, daß er den Raub in dem Schloß Hof müssen nieder setzen, der Schwartzkünstler[455] aber stunde da gantz erstummet und voller Scham vor jedermann.

Aber dieser vergasse seiner Kunst auch nicht, und setzte dem jenigen, der ihm diese Schalckheit gethan, grosse Hörner auf, daß er also den Kopff nicht eher können zurück bringen, bis er ihn mit seinem Raub frey passiren lassen. Idem p. 515.[456]

Quelle:
Pfitzer, Nikolaus: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz- Schwartzkünstlers Johannis Fausti [...]. Tübingen 1880 [Nachdruck: Hildesheim, New York 1976], S. 454-457.
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