Das vierzehende Capitel.

Wie D. Faustus, fort und fort im Luder gelebet, und sich also gar um nichts bekümmert: auch was für ein Gespräch er mit dem Geist gehalten.

[154] DA nun D. Faustus für nichts mehr zu sorgen hatte, woher er Essen, Trincken, Geld und anders, überkäme, lag er Tag und Nacht im Luder, spielte, fraß und soffe mit seinen Zech-Brüdern, Alchymisten, Goldgründern und etlichen Studiosis, so, daß, nach Verfliessung etlicher Zeit, fast jederman in der Stadt, sonderlich die Nachbarschafft, weiln sich D. Faustus sich nichts mehr, wie vorhin, weder um die Praxin der Artzney-Kunst, noch weniger um die annoch habende Aecker und Wiesen, die er von seinem Vettern ererbet hatte, bekümmerte, zu zweiffeln anfinge, ob dieses recht zugehe, wol wissende, daß D. Faustus nicht vom Lufft leben könnte, darzu er ohne das schon wegen der Zauberey, in zimlichen Verdacht, bey männiglichen stunde.

Diesen Argwohn und Verdacht nun zu benemen, liesse ihm der Geist Mephostophiles angelegen seyn, den D. Faustum, als seinem Herrn, zum Theil dessen zu erinnern und zu ermahnen, sich besser vorzusehen, und eine bessere Haushaltung zu führen, zum Theil selbsten die Aecker zu besämen, das Heu und Grommet von seinen Wiesen abzumähen und einzubringen, die Frucht zu schneiden und einzuernden: welches denn etliche Zeit her, allermas[107]sen M. Casp. Moir, der mit D. Fausto zur selbigen Zeit in Kundschafft gelebet, deßwegen gläublichen Bericht gethan, dieser Diener und Geist Mephostophiles, mit allem Fleisse gethan und verrichtet, und also seines Herrn Glauben noch in etwas erhalten hat.

Allein dem D. Fausto wollte in die Länge diß eingezogene erbare Leben nicht gefallen, sprach demnach einsmals mit allem Ernst zu seinem Geist: Schaffe mir, O Mephostophiles, Geld, woher du es gleich nemen soltest, denn ich bin gar geneigt zum Spielen, welches ich auch für mein liebstes exercitium halte; hierinnen will ich nicht allein meine Zeit vertreiben[154] und zubringen, sondern auch ausserhalb dieses meines Hauses, meine Lust mit guten Gesellschafften recht büssen: Meinest du Mephostophiles, ich habe mich deinem Fürsten, dem Lucifer, so hoch verobligiret, daß ich ein Mönchisches eingezogenes Leben führen wolle? O nein, es ist viel anderst gemeinet. Schaffe du mir, deines Herrn Versprechen nach, ein gutes Leben auf dieser Welt, und laß das übrige an mich; verrichte aber doch darneben das Meinige, wie bisher, nur den Leuten den Argwohn zu benemen.

Mephostophiles kunte nicht vorbey, sondern antwortete hierauf, mein Herr Fauste, was habe ich dir jemals versaget? habe ich nicht durch Wartung der Felder und Wiesen, durch Einsamlung der Früchte so viel zu wegen gebracht, daß du deine Haushaltung hast führen mögen, sondern auch dadurch den Leuten zimlich aus den Mäulern bist kommen? D. Faustus bejahete solches, und sprach zu Mephostophili: Es ist nicht ohne, und ich dancke [108] dir wegen deines angewandten Fleisses und gehabter Vorsorge; allein, mein Diener, es wird mir solches zu halten in die Länge beschwerlich fallen, darum will ich nun hiermit mein gantzes Hertz vor dir ausschütten; nemlich, wilst du nicht alles dasjenige thun und verrichten, was ich haben will, und mir, meine übrige Lebenszeit, alle gehörige Nothdurfft und ersinnliche Ergötzlichkeit verschaffen, so sage ja, oder nein.

Mephostophiles sahe wol, daß sich D. Faustus zimlich hierüber ereiffert hatte, antwortete demnach: Wolan, mein Herr Fauste, ich bekenne es daß ich dein Diener, und also schuldig bin, dir allen gebührlichen Gehorsam zu leisten. Damit du mich nun nicht für einen Lügengeist halten mögest, so solst du sehen und in der That erfahren, daß keine Unwahrheit an mir seyn soll; ich will dir Geld und alles was du vonnöthen hast, zur Genüge verschaffen: aber eines bitte ich dich, dieweil etliche dich eben darum werden anfeinden, daß es dir so wol ergehet, so halte auch deine mit deinem Blut geschriebene Zusagung, daß du alle diejenigen wollest verfolgen, die dich etwan deines Lebens wegen straffen werden, dessen erinnere ich dich nochmals.

D. Faustus gabe dem Geist wiederum gute Wort, und[155] sagte, ich habe doch niemaln einen Zweiffel oder Mißtrauen in dich gesetzet; daß du aber haben woltest, ich solte ein stilleres und eingezogeneres Leben, damit die Leut nicht mercken solten, was ich im Schild führe, führen, das kan ich nicht, ist mir auch nicht gelegen.

Nach diesem Gespräche hat ihn der Geist hinfürter nicht mehr gestraffet, sondern in allem und [109] jeden seinen Willen erfüllet, Geld zugetragen, mit Kleidung, Schuhen, Bettgewand, versehen: an allerhand Speisen und Geträncken hat es nicht gemangelt; kein Holtz hat er nie gekaufft, und hat einen Weg als den andern dessen einen grossen Vorrath gehabt. Hernach aber wolte es der Geist auch nicht mehr thun, sondern D. Faustus muste das Seinige auch darbey thun, und mit seiner Kunst etwas schaffen, wie wir bald hören werden.


Anmerckung.

I. D. Faustus setzet allhier sein Datum so gar auf das Fressen und Sauffen, und tägliches Wolleben, daß er sich auch der Haushaltung nichts annimt, noch sorgen will, darum spricht er zu dem Geist, ich will kurtzum, daß du mir gut Leben verschaffest: und diß ist eben, warum er sich dem Teuffel ergeben hat, wider die klaren deutlichen Wort deß Propheten Esaiæ im 5. Cap. Wehe denen die deß Morgens früe aufstehen, deß Sauffens sich zu befleissigen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitze, und haben Harpffen, Paucken, Pfeiffen und Wein, in ihrem Wolleben.


Von Trunckenheit nichts Guts entsteht,

Vernunfft und gute Sitten tödt,

Darzu ein schnelles Sterben bringt,

Und ewig in die Höll verschlingt.


Von Claus, deß löblichen Churfürsten Johann Friedrichs zu Sachsen, Narren, wird gesagt, daß einsten S. Churfürstl. Durchl. auf einen Abend hätten zu viel gezechet, und am Morgen geklaget, wie das Haupt so wehe thue; da sprach Claus, wieder an, Herr Friederich, wieder an. Der Churfürst sprach, ja wol Claus, was würde denn endlich daraus werden? Claus antwortet, ein Narr würde daraus, wie ich lang gewesen bin.

Und ist wahr, ein Sauffer hat die Nacht über wenig Ruhe, er ligt und schläfft nicht ruhig, ihm ist nicht wol, so hat er auch mancherley wunderliche Träume: Deß Morgens wenn er aufstehet, so er anderst kan, befindet er sich auch beschweret, der Kopff thut ihm wehe, der gantze Leib ist matt, als wenn [110] er fast zerschlagen wäre. Er hat[156] zu keinem Ding keine Lust, weder zur Arbeit, weder zum Essen oder Trincken: Da folget alsdenn der Schwindel deß Haupts, rote Augen, böse bleiche Farb, Flüsse, Schnuppen, Fäulung des Geblüts, böser Magen, schwache Gedächtniß, Lähme der Glieder, Zipperlein, Zittern der Hände, Schlag, Wassersucht, Krätze, u.s.f. Endlich aber folget Verkürtzung deß Lebens, daß er noch vor der Zeit sterben muß, wie allen bekandt ist.

Diß aber trifft doch nur den Leib an, wie will man aber sich bey GOtt dem HErrn dermaleins verantworten?

Der heilige Chrysostomus sagt Serm. 1. de Lazaro et Epul. quisquis in Temulentia totos dies agit, quisquis in deliciis et ingurgitatione suas cogitationes defigit, sub Diaboli Tyrannidem redactus est.


Wer täglich fressen und sauffen thut,

den hat gewis der Teuffel in Hut.


II. Fürs ander, bey dem Dienst, den der Geist dem D. Fausto gethan, und ihm seine Feld-Arbeit verrichtet, ist kürtzlich deß Dienstes zu gedencken, welchen die Teuffel heutiges Tags den Leuten in ihren Häusern leisten sollen; wie man denn sagt, daß in Island dienstbare Geister seynd, welche der Leute Knechte sind in ihren Häusern, tragen Holtz und Wasser in die Kuchen, und wenn in einem andern Land was Grosses geschihet, es stirbt etwan ein grosser Herr, es wird eine Schlacht gethan, u. d. g. so wissen es diese Geister, und verkündigen den Leuten: Man nennet sie sonsten Erdmännlein, Gütchen und gute Hulden oder Haus-Geister, und man hat sie gefunden, daß sie die Schüsseln in der Kuchen gewaschen haben, sie haben der Pferde gewartet; und ist ein Wahn bey den Leuten gewesen, daß wo sie seynd, da seye eitel Glück und Gedeyen, erzürnen sie wol nimmermehr.

Was aber hievon deß Herrn Lutheri Meinung seye, ist aus folgendem Exempel, so in seinen Tischreden beschrieben wird, zu vernemen.

Ein Gardian gieng mit einem andern Bruder über Feld, und da sie in die Herberg kamen, sagte der Wirth, sie solten ihm liebe Gäste seyn, er würde ohne Zweiffel nunmehr ein Glück haben, denn er hätte in einer Kammer einen Poltergeist, daß niemand darinnen schlaffen köndte, doch würden die Gäste, so darein geleget wären, nicht geschlagen, sondern nur vexiret, und sprach zu den Mönchen, er wolte ihnen daselbst ein gutes [111] Bett zurichten, der Geist würde ihnen, als heiligen Leuten nichts anhaben können.

Deß Nachts nun, nachdeme sie sich geleget hatten, und schlaffen wolten, rauffte der Geist immerdar einen nach dem andern bey dem Kräntzlein an der Platten, da fiengen die Mönche an miteinander zu zancken, und sprach je einer zum andern: Lieber laß das Rauffen bleiben,[157] last uns jetzt schlaffen: da kam der Geist bald wiederum, und rupffte den Gardian bey dem Kräntzlein, daß ers wol empfand, bey diesem merckte der Gardian, daß es der Geist thäte, und sprach zur Stund: Fahr hin im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß Heiligen Geistes, und komme zu uns ins Kloster. Auf dieses liesse sie der Geist mit frieden, und hatten Ruhe.

Da sie nun bey ihrer Wiederkunfft ins Kloster kamen, saß der Geist auf der Schwelle der Pforten, und schrye, bene veneritis Herr Gardian. Der Gardian gedachte, halt nun hab ich dich in meiner Gewalt, und fragte ihn was er wolle? er gab zur Antwort, er wolle ihm im Kloster dienen, und bate, man wolte ihn irgend an einen Ort ordnen, da er, wenn er seines Diensts bedürffte, ihn finden köndte.

Auf dieses wiese er ihn in einen Winckel in der Kuchen; damit man ihn aber kennen möchte, zogen sie ihm ein Mönchskappen an, und bunden eine Schelle daran: darnach rieffen sie ihm, daß er Bier holen solte, welches er thate und sagte, gebt gut Geld, so wil ich euch gut Bier bringen. Ist also bekandt worden in der gantzen Stadt. Wenn er für einen Keller kam, da man ihm nicht wol gemessen hatte, sprach er, gebt volle Mas und gut Bier, ich hab euch gut Geld gegeben.

Und weiln dieser Haus-Geist in einem Winckel in der Kuchen wohnete, war der Kuchenbub ein Schalck, gosse heimlich das Gespülig und andern Unflat, heisse Brühe, u. d. g. in den Winckel, und ob ihn schon das Teuffelein bate, und warnete, er wolte aufhören, und ihme nicht mehr Verdriese thun, wolte er doch nicht nachlassen, noch aufhören. Da ward der Geist zornig, und hienge einsten den Kuchenbuben über einen Balcken in der Kuchen, doch daß es ihm am Leben nicht schadete.

Der Herr von Rechenberg, in Schlesien, liesse sich bedienen durch einen Reuter, der fast alle Handwercker gekonnt und verstanden, was man zu den Pferden, zum Geschirr, Sattel und Zeug, ja was man sonsten in der Haushaltung nur be[112]dörffen mögen. Wenn sein Herr reisete, und etwan Nachts in der Herberg nach Haus oder an seine Gemahlin gedachte, auch deroselben seine Ankunfft oder etwas anders verständiget hätte, nam der Reuter den Brief, und überliefert ihn in einer halben viertel Stund, verzoge auch nicht länger, als bis die Antwort verfertiget, und stunde alsdenn bald mit derselben vor seinem Herrn.

Einsmals kamen viel vorneme Herren zusammen auf ein Hochzeitliches Freuden-Fest, und war dieser Herr von Rechenberg der allerletzte, daß man auch vermeinet, er würde gar aussen bleiben. Auf dem Abend aber kam er, und wurde in ein Zimmer gewiesen: sein Reuter aber fragte nach dem Hausknecht, wo er denn seine zwey Pferd solte hinstellen, weiln er ja die Stände bereits eingenommen sehe; welcher ihm[158] in Unwillen antwortete, fände er keinen Raum in dem Haus, so möchte er die Pferd auf das Dach stellen.

Der Reuter verstunde es also, und haspelte seine Pferd hinauf, und stellte sie recht auf den Canal. Da lieffe an dem Morgen jederman zu, mit grossem Verwundern: dessen wurde sein Herr verständiget, fuhre ihm deßwegen hart über das Maul, was er da gemacht? Ey, sprach er, der Hausknecht gab mir dieses Quartir, und kein anders. Darauf wiese man ihn an einen andern Ort, weil man sich deß Dachs besorgte; und war lustig anzusehen, wie er die Pferde wiederum herunter gehaspelt.

Als ihme nun dieser Reuter etliche Jahr gedienet, begehrte er seinen schrifftlichen Abschied, und wolte nicht länger verbleiben, weiln seine Zeit aus wäre.

Als auf eine Zeit, wie Wierus in 1. de Præstig. Dæm. berichtet, ein Burger der zwar ein schönes jedoch darbey sehr geiles Weib hatte, eine ferne Reise angetretten, sagte er gleichsam Schertzweise bey seinem Abzug, zu dem Haus-Geist Hütgen: Mein Gesell, ich will dir mein Weib, bis ich werde wiederkommen, anbefohlen haben, daß du ihrer hütest.

Da nun das Weib in Abwesenheit deß Manns unterschiedliche Buler zu Gast lude, und in ihr Bett einliesse, war er alle wegen dafür, und legte sich darzwischen, doch daß ihn niemand sahe, und warffe die Buler über das Bett herab auf die Erden, daß sie keiner anrühren kunte, will geschweigen, daß einer von ihnen seines Willens mit ihr solte gepflogen haben.

[113] Als nun der Mann nach verrichten seinen Sachen wiederum anheim kam, und noch zimlich weit vom Hause war, kame ihme der Haus-Geist mit Freuden entgegen gelauffen, und sprach: ach wiegerne sehe ichs, daß du einmal wieder anheim kommest, damit ich deß beschwerlichen Aufsehens abkomme, das du mir auferleget hast. Der Hausherr fragte ihn, wer er wäre? er wüste sich dessen nicht zu entsinnen. Da antwortete er, ich bin Hütgen, deme du dein Weib anbefohlen hast, als du von hinnen verreisen woltest; und nun sihe, ich habe sie dir bewahret, wiewol mit grosser Mühe: aber das will ich dich hiemit gebeten haben, du wollest sie mir hinfüro nicht mehr solcher Gestalt befehlen; denn ich viel lieber aller Schweine in gantz Sachsen hüten will, als deines eintzigen Weibs, so offt hat sie mir die Augen wollen verkleiben, und mit Gewalt zur Huren werden.

Es ist aber ausser allem Zweiffel, daß der böse Feind ein Ursacher und Stiffter seye solcher und dergleichen Abentheuer, ja daß solche Hütgen, Haus-Geister, oder wie sie heissen mögen, nichts anders als der Teuffel[159] selbst seyen: und ob sich gleich solche Geister fromm stellen, und es den dienstbaren Geistern deß Allmächtigen, die doch von ihm nicht verordnet: daß sie die Haus-Arbeit verrichten sollen, die uns Menschen zu thun anbe fohlen ist, sondern daß sie uns sollen behüten in allem dem, das wir aus GOttes Befehl zu thun schuldig seynd, wie geschrieben stehet Psalm 91. nachthun wollen, so ist es doch nur falscher Schein, und erweiset der Ausgang, daß sie der Menschen Verderben suchen.


III. Hat aber D. Faustus zu seiner Zeit viel Sauffbrüder gehabt, solte er wol heutiges Tages viel Spielbrüder finden, und aller Orten antreffen, welche eben sowol als er zu dem Spielen geneigt, ja darauf also verpicht seynd, daß sie fast darfür nicht schlaffen mögen, kein Geld ist ihnen zu lieb, u.s.w. Und wenn schon bey ehrlichen Zusammenkunfften allerhand kurtzweilige Reden und Gespräche vorgehen, jedoch so bald ein solcher Spielsüchtiger etwan einer Karten, zum Exempel, gewar wird, zerstöret er so bald das gute Gespräch, und lachet ihm das Hertz, weiln er zu Spielen überkommet: gehet denn das Spiel an, kan er kaum erwarten, bis man auswirfft oder den Anfang macht; ist denn etwan dazumal kein Stern oder Glück beym Spiel, wird man nicht allein auf den Mitspieler ergrimmet, sondern wirfft nicht selten die aller[114]gottslästerlichsten Flüche herauser, daß kein Wunder wäre, GOtt liesse zur Stund seine gerechte Rache sehen, und über einen solchen ergehen.

Die verständigen Heiden haben vom Spielen nichts gehalten, sondern dasselbe zu vermeiden vermahnet, wie Cato saget: Aleam fuge.

Käiser Augustus aber ist ein Spielsüchtiger Herr gewesen, daß man auch einsten dessentwegen eine Schmäh-Schrifft gemacht, also lautend:


Zweymal Augustus unterlag

Zu Wasser mit seiner Schiff-Macht,

Darum im Bretspiel er übte sich,

Ob er einmal gewinnen mög.


Also ist auch Käyser C. Caligula ein grosser Spieler gewesen.

Was aber solche und dergleichen spielsüchtige Flucher und Gottslästerer zu mancher Zeit für ein Ende genommen, weisen die Historien.

Zu Ofen in Ungarn hat der Spielteuffel einen gottslästerlichen Spieler in die Lufft hinweg geführt. Gleichmässiges hat sich auch mit einem spielsüchtigen fluchenden Landsknecht begeben.

Zu Eßlingen ward jährlich am Tag S. Catharinæ ein Marckt gehalten, auf welchen als einsten ein Edelmann verreiset, geriethe er zur Spielgesellschafft: Es kam aber dazu, daß der Edelmann all sein Geld verspielet, und da es nun dunckel worden, befahle er dem Knecht die[160] Pferd zu bringen, und ritte auch noch selbiges Abends darvon: unterwegens aber gedachte er fort für1 fort an sein verspieltes Geld, dessen denn vermutlich nicht wenig gewesen, daß er also ergrimmet, einen Fluch und Gottslästerung über die andere heraus warff, daß auch der Knecht darwider zu reden begunte, mit Vermelden, daß sie nun im Wald wären, auch GOtt leichtlich verhängen köndte, und so fortan, der Edelmann aber nur noch greulicher gefluchet.

Indessen stossen ihm etliche Reuter auf, (welche freilich lauter Gespenste gewesen) mit grossem Geräusche und Getümmel, diese salbeten den Edelmann mit Stössen dergestalt, daß er halb todt vom Pferd fiele; welchen doch sein bescheidener Knecht nach weniger Zeit wieder zu Pferd brachte, ritten aber doch die gantze Nacht irr, bis sie Morgens Früh in das Closter [115] Bebenhausen kamen, gantz matt und krafftlos, und was den Edelmannn betrifft, so kranck und schwach, daß er auch allda nach dreyen Tagen seinen Geist aufgegeben, wie Manlins berichtet in Collectan.

Fußnoten

1 Ausgabe von 1695: fort und fort.


Quelle:
Pfitzer, Nikolaus: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz- Schwartzkünstlers Johannis Fausti [...]. Tübingen 1880 [Nachdruck: Hildesheim, New York 1976].
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