III.

[113] Es erzählte ein Knabe: Mein Großvater hieß Friedel Märten und arbeitete in den Gruben auf dem Klausthal mit einem Kameraden, der hat Christian geheißen. Da sagte Christian zum Friedel: »Weißt du was, Friedel, ich will an Lasebuch mitbringe, wollen an Teifel für uns locken.« Am andern Morgen bringt Christian auch ein Lesebuch mit und wie sie den Abend da nun lesen, kommt so ein Gebollwerke und ein Ungestüm im Schacht herauf und hin vor die Stubenthür. Das ist der Teufel gewesen, der ist im Schacht heraufgekommen, hat die Stubenthür aufgemacht und hereingeguckt. Da hörte nun Christian auf zu lesen und guckten alle beide vor sich nieder. Da fuhr der Teufel wieder im Schacht herunter und nun war es still. Christian aber sagte: »Weißt du was, Friedel, morgen Abend will ich noch mal an ander Lasebuch mitbringen, wolln an Teifel noch näher für uns locken.« So brachte Christian denn auch wieder ein Buch mit, und als sie den Abend darin lasen, kam wieder so ein Rumoren im Schacht herauf und der Teufel erschien wieder, kam in die Stube, trat vor den Christian und sagte: wenn er das wieder von rückwärts lesen könne, was er von vorwärts gelesen hätte, so wäre ihm das Leben geschenkt, aber wenn er das nicht könnte, so müßte er sterben. Da las der Christian es von rückwärts und da ist der Teufel wieder im Schacht herunter gefahren.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 113.
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