III.

[164] Den wilden Jäger, so erzählte mir jemand, habe ich zweimal gesehen; das eine mal bewachte ich mit einem Kameraden im Herbste die Kartoffeln. Wir hatten ein Feuer angezündet; als ich das Jauzen wie von einem wilden Schweine oder von einem Eseltreiber: Hoi! hoi! vernahm, ging ich eine Strecke weit vom Feuer weg, um ihn zu erblicken. Doch sah ich ihn später deutlicher, als ich in einer Bucht (Köhlerhütte) war. Da zog er über die Bucht weg, kaum hundert Schritte entfernt. Er kam vom großen Breitenberge und zog in der Waldung durch nach dem Voshai. Tausend Stimmen hörte ich aus der Luft, sah aber nur den wilden Jäger. Er sah ungefähr aus wie ein Förster und hatte an sich viel grünes Kram. Ob er durch die Lüfte ging oder schritt, konnte ich nicht unterscheiden, es war fast als ob er flöge und als ob sich ein Fittig rege, doch kann es auch ein Mantel gewesen sein, den er auseinanderschlug. Sein Aufzug war zu vergleichen, wie wenn die Sonne schnell über einen Ort hinziehet. Deshalb konnte ich ihn auch diesmal noch nicht genau sehen, doch erkannte ich deutlich, daß es derselbe war, den ich, nur noch weniger deutlich, auf dem Felde gesehen hatte. Beide male verhielten wir uns ganz ruhig. Denn den Eseltrei bern, die am Brocken gelagert waren und das Hu! hu! und das Bellen der Hunde nachahmeten, als er vorüberjagete, warf er die Lende von einem toten Pferde zu und rief: weil sie ihm hätten geholfen jagen, sollten sie auch helfen knagen, die Pferdelende solle ihnen zur Weisheit dienen, daß sie ihn künftig nicht wieder nachmachten.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 164.
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