Nr. 249. Die Jungfer von der Ilburg und Frau Holle.

[237] Es ist einmal ein Bergmann gewesen, der ist bei Ilfeld auf den Burgberg hinaufgegangen. Da hörete er im Busche ein Niesen und sprach: »Gott helf dir;« es nieste zum zweiten male, er sprach wieder: »Gott helf dir;« es niesete zum dritten male, er sprach abermals: »Gott helf dir ins Himmelreich.« Da stand eine weiße Jungfer mit Schlüsseln in dem Busche und winkete ihm und er hat sich hier einen Schatz gehoben. – Auch einem anderen Manne hat diese Jungfer eine Kanne voll Geld gegeben.

Frau Holle hat sich mit der Jungfer mit dem Bund Schlüssel an der Seite am Burgberge bei Ilfeld nicht gut vertragen können, denn beide haben dort auch zusammen gewohnet. Da hat einmal die Jungfer, die stärker als Frau Holle war, dieselbe in einen Kasten gepacket und ein Junge hat sie nach Neustadt unterm Hohensteine bringen und dort ins Wasser werfen müssen. Seitdem hat sich Frau Holle noch nicht wieder sehen lassen. Die Jungfer hat den Jungen später zur Belohnung bei einem Kaufmann in Neustadt in die Lehre gebracht und ist ihm jedesmal erschienen, wenn er Unrecht gethan hat.[237]

In der Mahlmühle zu Ilfeld zeigete sich auch eine Jungfer mit Schlüsseln; sie trug ein rotes Kleid und ging dreimal um einen Klotz herum. Eine weiße Jungfer zeigete sich auch auf der Harzburg, die bei Ilfeld liegt, in Werna auf dem Amte aber zeigete sich eine gespenstische Frau und kämmete sich das Haar.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 237-238.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Harzsagen
Harzsagen - Sagen des Oberharzes 1859 - Band 1 (von 2)
Harzsagen - Sagen des Unterharzes 1859 - Band 2 (von 2)