Zu den Sagen von Stolberg.

(S. 156-173).

[233] Eruna, Aerine, die weiße Jungfer. Nr. 401 bis 412. Zusammensetzungen mit run s. in Förstemanns altdeutschem Namenbuche, 1. Band, Personennamen, 7. Lief. 1062. Sie hängt, jedoch offenbar nach der Sage, durchaus nicht als eine historische Person, in weißem leinenen Gewande auch auf Schloß Stolberg. 406. »Wenn ich meinen Bruder Valentin mitnehmen soll, so will ich mitgehen« sagt Harzsagen S. 4 Jemand zu der Jungfrau von Harzburg.

Hunniskirche, Hunrot. Nr. 414. Vergl. Kuhn und Schwarz, S. 229: »Die Rolandssäulen. Mündlich aus Nordhausen.«

Georgine (Eruna), der Erdgeist oder die Jungfer vom silbernen Nagel. Nr. 420-422. Vergl. Nr. 401-412. Daß Eruna hier als »Erdgeist« auftritt ist höchst eigenthümlich und bemerkenswerth. Der Name Georgine ist Mißverständniß, zu dem der alterthümliche Klang des weiblichen Namens Anlaß gibt. Brachte man mir doch sogar eine angebliche Lebensgeschichte der Jungfrau; es war die der Gräfin Aurora von Königsmark, von Cramer.

[233] Geisterkirche zu Stolberg. Nr. 423. Vergl. Nr. 117. Harzsagen S. 77-79. Zur Geisteskirche ist auch schon zu vergl. Thietmar, in den Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit III, S. 13 und 7.

Die Hebamme und die Kinder in der Rädersee. Nr. 429. Vergl. z.B.: »Die Kindbetterin im Gohlitzsee,« Kuhn, Märk. S. Nr. 81.

Antoniuskopf. Nr. 441. Für den Namen Antonius vergl. Harzsagen S. 241.

Der Gaukler zu Stolberg. Nr. 442. Aus Goëtia vel Theurgia, 239. Wenn der Gaukler gerade einem Lilienstocke den Kopf abhaut, so ist zu vergl. in meinen geistlichen und weltl. Volksliedern (Aschersleben, Focke 1855) Nr. 5, Strophe 10, und die in der zugehörigen Anm. angeführte Abhandlung von Koberstein.

Die goldene Schlange. Nr. 450. Ich theile hier noch einiges andere von Schlangen mit. Wenn man dem Schlangenkönige die Krone abschneidet, wächst sie des Nachts wieder an. – In Darlingerode wird erzählt:

Leute, die schon etwas mehr waren, hatten eine Tochter, die hatte viel »Vorschläge,« sollte aber nichts annehmen. Sie ging in's Holz und holte Gras, dabei schlief sie ein und eine Otterschlange kroch ihr in den Hals. Da wurde ihr so miserabel, sie konnte nicht essen und nicht trinken, und ihre Eltern glaubten, sie wollte in Wochen. Da wollten die Eltern sie erhängen, ihr Vater ging mit ihr spazieren und steckte vorher einen kleinen Strick in die Tasche. Sie will sich ein Bischen ausruhen und schläft ein, er läßt sie schlafen und macht unterdessen die Zurüstungen, um sie zu erhängen. Da kommt aus ihrem Munde eine Schlange und sechs Junge. Da fängt der Vater die Jungen und danach weckt er seine Tochter, geht mit ihr nach Hause und erzählt seiner Frau, daß sie nicht schwanger wäre, sondern Schlangen im Leibe gehabt hätte. Nachher erzählten sie's der Tochter, da ekelte und graute sie sich so sehr, daß sie nach einigen Tagen starb. –

Es war eine arme Frau, die ging mit dem Kinde im Korbe Heidelbeeren suchen und ließ es im Korbe stehen. Nach einiger Zeit ging sie hin ihm die Brust zu geben, das Kind schlief dabei ein und ließ von der Brust ab und die Mutter schlief auch ein. Da kam eine große, große Otterschlange[234] und sog an ihrer Brust. Leute, die dazu kamen, mußten ihr ihr Kind abnehmen, sie aber rapte die Schlange in die Schürze und ging damit nach Haus, denn die Schlange ließ von ihrer Brust nicht ab. So ging sie mit der Schlange zum Schlangenfänger, der sagte: wenn sie geschwind sein wolle, so wolle er ihr helfen. Wenn er auf der Pflockpfeife pfiffe, so kämen die Schlangen zusammen und sie spränge dazwischen. Aber dann müßte sie rasch zur Thüre hinaus sein. Als er zum ersten Male pfiff, blieb die Schlange ruhig sitzen, da pfiff er noch einmal, da that sie einen Sprung und sprang zwischen die andern Schlangen. Kaum war die Frau zur Thür hinaus, da sprang die Schlange ihr nach und mit einem furchtbaren Satze gegen die geschlossene Thüre. Die Frau aber starb doch bald darauf vor Schrecken und Ekel.

Frauenruh. Nr. 457. 458. Vergl. »Die Frauenruhe,« Kuhn und Schwarz, S. 230. Die Sagen vom Hohenstein (bei Neustadt) stehen übrigens schon Harzsagen S. 228 und 229.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 233-235.
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